Für Entdecker: Wein aus Molise. Eine kleine Region, die groß von sich reden machen wird
Man muss es fast mit der Lupe suchen, dieses Weinbaugebiet, das direkt an die Adria grenzt. Doch wer es erst einmal gefunden hat, dem eröffnen sich in Italien ganze neue Horizonte – sowohl touristisch als auch vom Weingenuss her. Die Rede ist von der Region Molise, die sich in Mittelitalien zwischen den Abruzzen im Norden, Apulien im Süden, der Adria im Osten und Kampanien im Westen eher versteckt als erstreckt. Rund 6500 Hektar Rebfläche stehen den Winzern hier zur Verfügung, auf denen im Jahr gute 320.000 Hektoliter Wein produziert werden. Nach wie vor werden in der Region Molise viele offene Weine gekeltert und die Mehrzahl der Winzer überlebt, weil sie sich einer Genossenschaft angeschlossen hat. Weinberge mit einer Größe von gerade mal einem Hektar sind hier die Regel, nicht die Ausnahme. Und doch, es lohnt sich unbedingt, die Tropfen dieses Anbaugebiets kennenzulernen. In der Molise vollzieht sich nämlich gerade ein Wandel, und das auf gleich zwei Ebenen. Zum einen, weil eine neue, junge Winzergeneration eine Qualitätsoffensive gestartet hat. Zum anderen, weil sich die Region von ihren erfolgreichen Nachbarn inspirieren lässt. So gesellen sich zu den wenigen eigenen autochthonen Rebsorten der Molise nun auch Varietäten etwa aus Kampanien. Dort ist der Weinbau schon seit Jahrtausenden beheimatet und verfügt über ein entsprechend interessantes Arsenal an Rebsorten. Ambitionierte Winzer in der Molise haben das Potenzial zum Beispiel von Greco di Tufo, Fiano und Aglianico auch für ihre Region nicht nur erkannt, sondern sie setzen diese Erkenntnisse auch sehr vielversprechend um.
Ein autochthones Quartett...
Doch, bevor es zu den Rebsorten aus der Nachbarschaft und der weiteren Welt geht, zuerst nochmal ein Blick auf die autochthonen Varietäten der Molise selbst. Zu ihnen gehören die Biferno, die Molise, Pentro di Isernia und die Tintilia del Molise. Aus den Trauben dieses Quartetts werden auch die vier DOC-Weine gekeltert, die das Gebiet derzeit hervorbringt. Vor allem der tiefrote, tanninreiche Wein aus der Tintilia gilt bei Kennern bereits als Geheimtipp. Nicht nur, weil er so vorzüglich schmeckt, sondern auch, weil er eine echte Rarität darstellt. Die Rebstöcke dürfen nämlich nur auf Lagen in mindestens 200 Meter Höhe stehen; ein Anspruch, der die möglichen Flächen deutlich reduziert.
... mit regionalen und internationalen Begleitmusikern
Das Weinanbaugebiet Molise verfügt zwar nur über vergleichsweise geringe Rebflächen, doch die sind dafür umso diversifizierter. Da gibt es Lagen direkt an der Adria und andere in den Bergen. Da herrscht mal mediterranes Klima vor, mal bestimmt das kontinentale Klima die Wetterbedingungen. Was das Gebiet eint, ist die hohe Qualität der Böden, die fast alle Lehm, Kalkstein und Sand aufweisen und somit bestens für das gute Gedeihen von Rebstöcken geeignet sind. Natürlich gilt das nicht nur für autochthone Sorten, sondern auch für viele andere. Von den Nachbarn im Norden etwa haben sich diverse Winzer die Montepulciano d’Abruzzo „ausgeliehen“; eine Sorte, mit der in der Molise wirklich feine Tropfen gelingen. Auch die Sorten Sangiovese aus der Toskana und die Cabernet Sauvignon aus Frankreich haben an der Adria inzwischen Furore gemacht. In der weißen Fraktion brillieren die Sorten Greco di Tufo, Fiano und Malvasia aus Kampanien, Pinot Bianco aus der Burgunderfamilie und die Chardonnay aus Frankreich.
Auch in der Molise wird gern mal gefeiert und zu besonderen Anlässen mit einem prickelnden Schaumwein angestoßen. Wer dann zu einem heimischen Tropfen greift, der wird einen Moscato im Glas haben. Den gibt es zudem auch in einer süßen Version, die zu landestypischen Desserts gereicht wird. Die Molise ist für ihre leckeren Nachspeisen und für ihre traditionellen Kuchen berühmt. Apropos, Backwaren werden in dieser Region gern mit Olivenöl statt Butter gebacken.