Weinregion Sizilien. Diese Insel hat das Zeug für neue Klassiker
Es ist Italiens größtes Weinbaugebiet – flächenmäßig. Wenn die Mitstreiter vom Festland nicht aufpassen, dann könnte Sizilien aber bald auch in Sachen Qualität Italiens „größte“ Weinbauregion sein. Der Strukturwandel in der Weinwirtschaft der Insel ist immens, die Qualitätssprünge der letzten 15 Jahre zum Teil schier unglaublich. Fest steht, dass heute einige der interessantesten Weine Italiens aus Sizilien kommen, allen voran die „neuen“ roten, dicht gefolgt von den Weißweinen und schließlich „Rosato“, Siziliens Roséwein. Was sie alle verbindet, ist eine gewisse Eleganz, ein hoher Alkoholgehalt und ein spannendes Zusammenspiel autochthoner und internationaler Rebsorten.
Vom süßen Zulieferer zum echten Konkurrenten
Quantitativ hat Weißwein aus Sizilien derzeit die Nase vorn, am meisten von sich reden aber machen die Rotweine der Insel. Das liegt vor allem an der Rebsorte Nero d’Avola, die die Weinwelt rund um den Globus quasi über Nacht und im Sturm erobert hat. Nero d’Avola gehört zu Sizilien wie das Amen zur Kirche, ist international als Rebsorte aber bis vor wenigen Jahren bedeutungslos gewesen. Erst als ein renommierter Textilindustrieller und Weinenthusiast, Conte Paolo Marzotto, Weine dieser Rebsorte auf einer großen Modeveranstaltung in New York servieren ließ, änderte sich das. Es änderte sich so schlagartig, dass quasi die ganze Weinwirtschaft Siziliens umgekrempelt wurde. Vom quantitativ potenten Zulieferer für andere Regionen und fast ausschließlicher Herstellung von süßem Marsala, wandelte sich Sizilien zu einem ausgesprochen ernstzunehmenden Weinanbaugebiet in Sachen Qualität. Der Stand heute: Die Insel ist jetzt berühmt für ihre trockenen, würzig-fruchtigen Roten, für säurebetonte, aromatische Weiße und für Rosés, die sowohl geschmacklich als auch von ihrer Einsatzfähigkeit erstaunliche Allrounder sind. Südtirol, Toskana und Apulien aufgepasst – die Konkurrenz in Sizilien ist aus ihrem Tiefschlaf aufgewacht! Es lohnt sich also, das Ganze einmal etwas genauer zu betrachten.
Siziliens Rotweine
Der Superstar unter den autochthonen roten Reben der Insel ist wie schon erwähnt die Sorte Nero d’Avola, die trocken ausgebaut wird und sehr würzig und gleichzeitig fruchtig ist. Weine aus dieser Sorte sind auf Sizilien inzwischen so beliebt, dass sie selbst im Sommer bevorzugt getrunken werden. Dafür werden sie dann leicht gekühlt, was dem Genuss tatsächlich keinen Abbruch tut. Aber Vorsicht! Siziliens Weine schmecken nicht nur, sie haben auch meist einen hohen Alkoholgehalt.
Das gilt garantiert auch für Nerello. Diese Rebsorte steht in den Startlöchern, um es der Nero d’Avola international gleichzutun. Bislang ist sie „nur“ in Italien der sizilianische Nachwuchsstar, doch das dürfte sich bald ändern. Nerello-Wein ist ein typischer Sizilianer mit viel Alkohol, vielen Tanninen und somit einer großartigen Lagerfähigkeit. Spürnasen legen sich schon jetzt ein paar richtig gute Flaschen zurück – könnte eine gute Investition sein!
Die Aufholjagd, zu der sich die Weine Siziliens aufgemacht haben, haben mit autochthonen Rebsorten begonnen. Inzwischen nutzen einige Weingüter den wiedererstarkten Ruf der Insel aber auch dafür, sizilianische Weine aus internationalen Rebsorten zu produzieren und zu vermarkten. Dabei überzeugen besonders Tropfen aus der Rebsorte Shiraz.
Die Weißweine Siziliens
Obwohl sich das Verhältnis kontinuierlich zugunsten roter Rebsorten verschiebt, wird immer noch mehr Weißwein auf der Insel produziert. Hier sind es vor allem die Sorten Grillo, Insolia (wird von echten Sizilianer Inzolia genannt) und Catarratto, die das Rennen machen. Tropfen aus der autochthonen Catarratto sind stellvertretend für den typischen Stil, der auch im Weißweinsektor Siziliens kultiviert wird: Alkoholreiche, säurebetonte Tropfen, die sehr, sehr aromatisch sind und denen Weinfans weltweit immer weniger widerstehen können. Dazu passt mit Chardonnay die internationale weiße Rebsorte, auf die Sizilien außerdem setzt.
Die Roséweine Siziliens
„Rosato“ ist der italienische Name für „Rosé. So schön, wie dieser Name sich anhört, so gut schmecken die entsprechenden Tropfen. Diese Roséweine vereinen das Beste aus zwei Welten. Zum einen sind sie leicht und spritzig wie ein Weißwein, im Abgang aber gebärden sie sich dann samtig und vollmundig wie ein exquisiter Rotwein. Das macht Roséweine aus Sizilien zu idealen Kandidaten für alle, die vielleicht noch kein profundes Weinwissen besitzen oder für Gastgeber, die auf viele unterschiedliche Geschmäcker eingerichtet sein wollen. Ein Rosé aus Sizilien kann nicht nur zu jeder Tageszeit, sondern auch zu jeder Jahreszeit getrunken werden. Er passt als Aperitif ebenso wie als Digestif. Einen solchen Rosé serviert man mit bestem Gewissen zu Fisch, genauso gut und gern aber auch zu Deftigem vom Grill. Die Rebsorten, die die Winter Siziliens für ihren Rosato verwenden, sind entweder Nero d’Avola oder die weiße Sorte Grenache.