Wein aus der Basilikata. Eine Sache für Weinfreunde mit Entdeckerambitionen
Basilikata, Basilikata, wo liegt das doch gleich nochmal? Selbst eingefleischte Italofans können ins Straucheln geraten, wenn es um diese relativ unbekannte Region im Mezzogiorno des Landes geht. Zugegeben, die Basilikata dürfte eine der ärmsten und am wenigsten entwickelten Regionen Italiens sein, und das sogar innerhalb des ohnehin benachteiligten Südens. Tourismus wird hier (noch) eher kleingeschrieben. Und doch, für Weinfreunde gehört genau dieses Anbaugebiet zum interessantesten, was Italien derzeit zu bieten haben dürfte. Zumindest gilt das für Rotweinfreunde. Doch eins nach dem andern.
Tief im Süden, irgendwo zwischen dem Rest der Welt
Wo also befinden wir uns geografisch gerade? Tief im Süden Italiens, zwischen dem Ionischen und dem Thyrrenischen Meer, umgeben von Apulien, Kalabrien und Kampanien. Die Sommer hier sind heiß, die Winter äußerst kalt, es ist weder flach noch gebirgig, alles scheint „irgendwie irgendwo dazwischen“ zu sein. Alles? Ganz sicher gilt das nicht für einige der aufregendsten Rotweine, die derzeit über Italiens Grenzen zu uns kommen.
Ganze 11.000 Hektar umfasst das Weinanbaugebiet Basilikata, ist damit also deutlich kleiner als die deutsche Anbauregion Baden. 90 Prozent der Weine aus der Basilikata sind Rotweine. Die Rebsorte, die derzeit alles andere überstrahlt, ist die Aglianico. Noch nie gehört? Das ist nicht wirklich überraschend. Denn obwohl diese Sorte zu den besten roten Rebsorten Italiens gehört, ist sie immer noch sehr unbekannt. Zwar gibt es inzwischen auch Anpflanzungen in Argentinien und Kalifornien, doch in Europa ist die Aglianico immer noch ein gut gehütetes Geheimnis Italiens. Das muss anders werden!
Die Rebsorte ist für die Basilikata und das benachbarte Kampanien autochthon, und sie liebt vulkanische Böden. Die gibt es in ihrer Heimat Basilikata vor allem rund um den erloschenen Vulkan Vulture. Dort, auf den tiefen Böden, reift sie früh heran, um einen langen Vegetationszyklus zu beginnen. Frühestens Ende Oktober, oft aber auch erst Anfang bis Mitte November ist es dann vollbracht, die Lese kann beginnen.
Wenn schließlich auch die harte Arbeit im Keller erledigt ist und der Reifeprozess einsetzt, dann beginnt die Vorfreude auf sehr gehaltvolle und körperreiche Weine, die im Glas mit einem tiefen Rubinrot überzeugen. Ein guter Jahrgang eines Aglianico del Vulture kann sich mit den größten Rotweinen Italiens messen – ist aber ungleich schwerer zu bekommen. Wer das Glück hat, diesen unbekannten Tropfen zu verkosten oder zu kaufen, sollte wirklich nicht zögern.
Eine arme Region mit reichen Aussichten
Freilich, in Zukunft dürfte es zunehmend leichter werden, an diese Weine heranzukommen. Noch wird ein Großteil der produzierten Menge als Fassware in den Norden verkauft. Doch die Weinwirtschaft der Region ist aufgewacht. Immer mehr Winzer orientieren sich am Erfolg der besten und erfolgreichsten Vertreter ihrer Zunft und eifern ihnen nach. Zudem haben sich bereits einige finanzkräftige Konsortien aus anderen Teilen Italiens in der Basilikata eingekauft. Auch das ist ein Zeichen, dass von hier bald deutlich mehr zu erwarten (und zu kaufen) ist. Will man früh mit dabei sein, dann ist nicht nur der Aglianico del Vulture interessant, sondern auch der ebenfalls rote Canneto.
Die weißen Rebsorten haben noch deutlichen Nachholbedarf
Rot ist eindeutig die Lieblingsfarbe der Winzer in der Basilikata, aber natürlich gibt es dort auch Weißweine. Sie hinken dem Aufschwung derzeit jedoch noch mächtig nach. Die häufigsten Rebsorten hier sind Malvasia und Moscato, die beide überwiegend zu Dessertweinen ausgebaut werden. Es darf gesagt werden, dass die Basilikata sehr gute Dessertweine hervorbringt. Schwierig scheint es jedoch zu sein, für diese Tropfen tatsächlich auch einen nachhaltigen Markt zu schaffen.
Während der Rotweinsektor der Basilikata also auf einem guten Weg zum internationalen Durchbruch ist, könnten die Weißweine sicher noch etwas Entwicklungshilfe brauchen. Das Zeug dazu hat die Region.