Weinregion Südtirol. Klein aber fein – wirklich!
Südtirol ist mit kaum mehr als 5100 Hektar Rebfläche eine recht kleine Anbauregion im großen Weinland Italien. Allerdings, in diesem Fall gilt wirklich einmal der Spruch „klein, aber fein“. Nicht nur, weil hier einige der absoluten Spitzenweine Italiens produziert werden. Auch nicht nur, weil 98 Prozent der Rebfläche DOC-klassifiziert ist. Sondern weil es tatsächlich schwerfallen dürfte, in diesem wunderschönen Gebiet zwischen Österreich und Gardasee, zwischen der Schweiz und den Dolomiten auch nur einen Tropfen Wein zu bekommen, der im internationalen Vergleich nicht mindestens die Bezeichnung „gehobener Durchschnitt“ verdient hätte.
Südtirol ist die Region der glücklichen Weintrinker
Sage und schreibe 40 Millionen Flaschen Wein und 150.000 Flaschen Sekt (oder Prosecco) werden jährlich in Südtirol produziert. Wahrscheinlich trinken die Deutschen das meiste davon. Denn allein 35 Prozent davon werden nach Deutschland exportiert – den Rest dürften die Millionen von Touristen genießen, die in Südtirol und anderswo in Italien Urlaub machen. Warum ein Gebiet so viele unterschiedliche Geschmäcker glücklich machen kann? Weil Südtirol über Anbaubedingungen verfügt, unter denen sowohl fruchtbetonte, mineralische und frische Weißweine als auch kräftige und/oder elegante Rotweine erzeugt werden können. Insgesamt ist der Anbau von elf weißen Rebsorten und neun roten erlaubt. Die Winzer haben somit die Möglichkeit, genau die Rebstöcke zu kultivieren, die auf ihren Lagen ihr Potenzial optimal entfalten können. Dabei setzt man auf den Gütern und in den Kellereien auf eine Mischung aus internationalen Sorten und regionalen Varietäten, die direkt in Südtirol beheimatet sind.
Absolut nicht zu verachten: Vernatsch und Lagrein
Als die südtiroler rote Rebsorte schlechthin gilt die Vernatsch. Aus ihr werden meist leichte, fruchtige Rotweine gekeltert, die man sogar im Sommer gern genießt, dann natürlich angenehm gekühlt. Auf den Etiketten stehen nicht selten Namen, die nach dem Urlaub noch wehmütig an wunderbare Landschaften erinnern: Meraner Hügel zum Beispiel, Kalterersee oder Bozner Leiten. Übrigens, selbst die einfachsten Vernatsch-Sweine sind heute nicht mehr mit ihren Vorgängern von vor 20, 30 Jahren vergleichbar. Hier hat es einen enormen Qualitätssprung nach oben gegeben. Wer in dieser Hinsicht noch seine Vorurteile pflegt, sollte dem Vernatsch unbedingt eine zweite Chance geben. Diese Empfehlung kann auch mit bestem Gewissen für den Lagrein gegeben werden. Wie auch immer die Weine aus dieser uralten autochthonen Rebsorte Südtirols im letzten Jahrhundert geschmeckt haben mögen: Heute werden daraus körperreiche, charaktervolle Rotweine gekeltert, die zum Teil zu den absoluten Spitzenweinen des gesamten Stiefellandes gezählt werden. Eine konsequente Ertragsreduzierung und der Ausbau in Holz haben diese immense Entwicklung ermöglicht und Südtiroler Rotwein damit eine ausgesprochen eigene Identität ermöglicht Glückwunsch!
So wichtig die autochthonen Rebsorten auch sind, ganz ohne internationale Rebstöcke geht es natürlich nicht. In Südtirol findet man deshalb selbstverständlich auch Sorten wie Cabernet Sauvignon, Pinot Noir (heißt in Südtirol Blauburgunder) und Merlot.
Die Weißweine Südtirols sind so klar wie die Gletscher der Dolomiten
Bei den Weißweinen überwiegen eindeutig die internationalen Sorten. Hier sorgen vor allem Pinot Bianco (Weißburgunder), Pinot Grigio und Sauvignon Blanc für ein Feuerwerk an Qualität, Kraft und Natürlichkeit. Wobei Feuerwerk vielleicht nicht ganz passt. Es ist eher die Klarheit und die kühle Frische dieser Tropfen, die weit über Südtirols Grenzen hinweg beeindrucken. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen dieses Erfolges nehmen auch andere weiße Rebsorten inzwischen an Fahrt auf. So werden in Südtirol jetzt vermehrt auch Riesling, Müller-Thurgau, Silvaner und Chardonnay angebaut. Bei den autochthonen Rebsorten hat nach wie vor der Gewürztraminer die Nase vorn.