Weingut Kellerei Bozen. Gemeinsam geht und schmeckt es besser
Kellerei Bozen. Was für ein irreführender Name! Dieser Name ist so schlicht, man könnte ihn fast als einfallslos empfinden. Er ist so minimalistisch, als sei die dahinterstehende Organisation gerade mal auf das Nötigste reduziert. Tatsächlich aber ist der Name „Kellerei Bozen“ einfach nur Untertreibung auf höchstem Niveau. Denn die dazugehörige Genossenschaft(!) produziert mit das Beste, was Südtirol insgesamt und überhaupt an hochwertigen Weinen zu bieten hat. Und mehr noch: Die Kellerei mit ihren weit über 200 (!) Mitgliedern ist auch ein Musterbeispiel dafür, was quer durch gesellschaftliche Schichten an Leistung und an Qualität möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen und sich gemeinsamen Idealen verpflichtet fühlen. Wer sich für Wein im Allgemeinen und für Wein aus Südtirol im Besonderen interessiert, der kommt an der Kellerei Bozen einfach nicht vorbei. Und warum sollte man auch? Schließlich liegt sie in einem der landschaftlich schönsten und klimatisch begünstigtsten Regionen ganz Italiens. Die „Kellerei Bozen“ ist also auch ein Grund mehr, im nächsten Urlaub einmal Südtirol als Ziel in Erwägung zu ziehen.
Der Gang zum Notar hatte gewichtige Folgen für Weinfans in aller Welt
Es geht nicht anders, ein Blick in die Geschichte muss bei dieser Genossenschaft einfach sein. 30 kleine Weinbauern sind es, die sich im Jahr 1908 im Südtiroler Luftkurort Gries beim Notar treffen, um ihre Kräfte in einer Genossenschaft zu bündeln. 22 Jahre tun es ihnen weitere 30 Winzer, deren Rebflächen alle in der Nähe des St.-Magdalena-Hügels angesiedelt gleich. Gemeinsam ist man eben stärker als allein und als sich schließlich auch noch diese beiden ursprünglichen Genossenschaften zusammenschließen, da tun sich für die Südtiroler Weinwirtschaft ganz neue Perspektiven auf. Denn was bei dem Zusammenschluss herauskommt, ist die „Kellerei Bozen“ und bei ihr geht es nicht nur ums Geschäft, ums wirtschaftliche Überleben, um Optimierung und um Profite. Es geht auch darum, die autochthonen Rebsorten Südtirols weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt zu machen und Weine zu produzieren, die das sortentypisch und charakterstark unterstützen. Ein großes Vorhaben - und es gelingt! Vernatsch und Lagrein zum Beispiel sind heute in der internationalen Weinwelt in aller Munde; im wörtlichen Sinne ebenso wie im übertragenen. Aus den einst 60 Genossenschaftlern sind inzwischen stolze 224 Zulieferer jeder Größenordnung und jeder gesellschaftlichen Couleur geworden, die sich zu einem einmaligen Gebilde zusammengefunden haben.
Ein Musterbeispiel für Geben und Nehmen
Wie aber funktioniert das Modell ganz konkret? Eigentlich ganz einfach. Die Weinbauern und Weingüter, die zur Kellerei gehören, produzieren allesamt nach denselben Qualitätsansprüchen. Wer sie beherzigt, hat unabhängig von seinen Produktionsmengen einen sicheren Abnehmer - die Kellerei selbst natürlich. Sie wiederum sorgt dafür, dass die wunderbaren Trauben ihrer Mitglieder optimal verarbeitet werden. Dafür sorgt ein kompetentes und leidenschaftlich agierendes Team rund um den Chef-Önologen, der den Produktionsprozess nicht nur überwacht, sondern auch entscheidend beeinflusst. Im Vorfeld und auch während der gesamten Wachstumsphase können die Mitglieder sich zudem von den Mitarbeitern der Kellerei beraten lassen. Mit dieser Unterstützung ist es ihnen möglich, die hohen Qualitätsansprüche, zu denen sie sich verpflichtet haben, in jeder Lebens- oder Wetterlage auch tatsächlich zu erfüllen.
Es war eine hehre Absicht, der großen weiten Weinwelt die heimischen Rebsorten Südtirols zugänglich zu machen. Die Absicht wird bis heute auf höchstem Niveau erfüllt, aber gleichzeitig hat die Kellerei Bozen heute auch noch Ziele, die darüber hinausgehen. So werden längst auch Prestigetropfen aus internationalen Sorten gekeltert, denen die Böden und das Klima einen besonderen Südtiroler Charakter geben. Unterm Strich hat es sich die Kellerei auf ihre Fahnen geschrieben, dass ihre Weißweine „frisch, fruchtig und rassig“ sind. Auch bei den Rotweinen konnte man sich auf einen Nenner einigen: „Edel, kräftig und vielschichtig“ muss sein, was das begehrte Etikett erhalten soll.
Übrigens, die architektonische Entsprechung der Weine ist das Verwaltungsgebäude der Kellerei Bozen, in dem auch der „Vinarius Wineshop“ untergebracht ist. Bei dieser Meisterleistung handelt es sich um einen Quader, der aus einem Weinberg herauszuwachsen scheint. Die Außenfassade wirkt wie ein überdimensionales Rebenblatt. Inzwischen ist die eindrucksvolle Konstruktion bereits zu einem Wahrzeichen für ganz Südtirol avanciert.