Kellerei Tramin. In diesen Weinen spiegeln sich die Region und die Zukunft
Die Geschichte, die Prinzipien und die Erzeugnisse dieser Kellerei sind fast so märchenhaft wie ihr Standort. Im Ernst, die Kellerei Tramin in Südtirol scheint wirklich alles richtigzumachen. Das fängt bei der Bewirtschaftung der 260 unter Reben stehenden Lagen an, geht über die Kellertechnik und die Vermarktung weiter und kommt schließlich beim Endverbraucher an oder besser: kommt dort in jeder Beziehung ausgezeichnet an. Auch den Weinkritikern hat es die Kellerei nämlich angetan. Nicht zuletzt aber ist eine ganze Region stolz darauf, was die rund 300 Winzer, die sich zu dieser Genossenschaft zusammengeschlossen haben, gerade in jüngster Zeit geschafft haben. Nichts weniger als eine internationale Renaissance des Gewürztraminers, der, der Name sagt es schon, in Tramin beheimatet ist. Als geschätztes „Nebenprodukt“ ist zudem auch noch eine enorme Aufwertung der Weinregion Südtirol ganz allgemein erfolgt.
Einer für alle, alle für einen
Doch eins nach dem anderen, (vorerst) genug geschwärmt und hin zu den Fakten. Man schreibt das Jahr 1898, als der damalige Pfarrer von Tramin und Parlamentsabgeordnete Christian Schrott die Zeichen der Zeit richtig deutet und die Gründung der Kellerei initiiert. Es ist eine der ersten Genossenschaften in Südtirol überhaupt und sie ist gleich erfolgreich. Die Mitglieder sind sich einig, dass sie ehrliche Weine mit Charakter produzieren wollen und dass ihre Tropfen die Region widerspiegeln sollen. Ehrensache also, dass sie auf autochthone Rebsorten setzten, Lagrein, Vernatsch und allen voran Gewürztraminer. Heute, gut 120 Jahre später, sind natürlich auch andere Rebsorten mit im Programm. Von Weißburgunder, Grauburgunder, Sauvignon, Chardonnay, Müller-Thurgau und Goldmuskateller auf der weißen Seite hin zu Merlot, Blauburgunder und Cabernet-Sauvignon auf der roten. Die Weine werden dabei überwiegend sortenrein ausgebaut, um den Geschmack der Rebsorte und den Einfluss des Terrains optimal entfalten zu können. Doch es gibt auch anspruchsvolle Assemblagen, auf die die Kellerei ebenfalls ausgesprochen stolz ist. Denn in ihnen offenbart sich die Kreativität des Kellermeisters, der mit Weinen ganz unterschiedlicher Produzenten ein großes, harmonischen Potenzial eröffnet. Doch auch damit noch nicht genug. Jede „Rebsortenfamilie“ gliedert sich bei der Kellerei Tramin darüber hinaus in zwei Zweige; in die Klassik und die Selektion. Die Charaktereigenschaften einer Sorte können dadurch in unterschiedlicher Intensität und mit unterschiedlichem Schwerpunkt genossen werden. Denn auf den Rebflächen, auf denen die Trauben für die Selektionsweine heranreifen, werden bereits seit über einem Jahrzehnt keine Unkrautvernichtungsmittel mehr eingesetzt. Entsprechend langsamer geht das Wachstum dort vonstatten, entsprechend härter muss gearbeitet werden, entsprechend kleiner ist schließlich auch die Menge an Wein, die diese Flächen hervorbringen. Umso größer allerdings auch Geschmack und Genuss.
Im Verkostungsraum des Kellereigebäudes werden (Architektur)-Träume wahr
Da sich die Kellerei Tramin seit ihrer Gründung als eine Genossenschaft versteht, die sowohl ihren Mitgliedern als auch ihren Mitarbeitern und Kunden, darüber hinaus aber auch der gesamten Region verpflichtet fühlt, besitzt der Gedanke des naturnahen Wirtschaftens eine der obersten Prioritäten. Nach und nach soll auf der gesamten Rebfläche auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet werden. Gar nicht so einfach, bei rund 300 Besitzern dieser Fläche. Darüber hinaus will man aber auch jene Flächen ausweiten, die bereits heute nach biologischen und biodynamischen Grundsätzen bearbeitet werden.
Das Gleichgewicht zwischen Natur und Kultur, der Rhythmus der Jahreszeiten und der Wachstumsperioden, all das sind Themen, die sich auch im Verkostungsraum der Kellerei in Tramin wiederfinden. Und was für ein „Verkostungsraum“ das ist! Der Architekt Werner Tscholl hat neben das traditionelle Kellereihaus zwei ebenso gewagte wie passende Anbauten gesetzt, in denen sich die Gäste quasi mitten in der Landschaft wiederfinden. Dafür sorgen die lichtdurchfluteten Strukturen des Baus, der für viel Furore gesorgt hat. Jetzt kommen selbst Architekturfans nach Tramin, für die der Wein eine eher untergeordnete Rolle spielt. Ob das freilich auch nach dem Verlassen des Verkostungsraums noch der Fall ist, sei dahingestellt. Die Kellerei Tramin wartet nämlich mit Tropfen auf, die wirklich das Prädikat „Extraklasse“ verdient haben. Das darf doch mit Fug und Recht behauptet werden angesichts der folgenden Auszeichnungen, oder? So hat etwa die „Epokale Gewürztraminer Spätlese 2018“ aus der Kellerei Tramin 100 Punkte von Robert Parker bekommen – mehr geht nicht! Bei den Decanter Wold Wine Awards wurde Gold an den Terminum Gewürztraminer Vendemmia Tardiva 2015 vergeben; Mundus Vini waren Traminer Kellereiweine mehrfach Großes Gold wert. Etwa der Nussbaumer Gewürztraminer (Bester Weißwein Italien), der Terminum (Bester Süßwein) und der Stoan 2013 (Bester Weißwein Italien). Nicht nur für Einzelweine, sondern auch in ihrer Gesamtheit ist die Kellerei ausgezeichnet worden, allein dreimal, zuletzt 2017, als beste Kellereigenossenschaft Italiens. Kellermeister Willi Stür konnte sich 2004 über den Titel Bester Kellermeister Italiens freuen, der ihm von Gambero Rosso & Slow Food zuerkannt wurde.