Rosé aus Deutschland. Farbenprächtige Qualität, die sich ihren Markt erobert hat
Es wird wohl nur an der femininen Farbe gelegen haben: Roséweine sind lange nicht ernst genommen worden. Das trifft so pauschal für selbsternannte „richtige“ Weinliebhaber zu, für (die meisten) Männer und sogar für die meisten Deutschen. Im Heimatland des Rieslings und des Dornfelders galt Rosé zunächst irgendwie als „nichts Halbes und nichts Ganzes“ – doch das ist inzwischen ganz und gar vorbei. Die Gründe für den Aufschwung des deutschen Roséweins sind dabei vielfältig. In den letzten zehn, zwanzig Jahren gab es zum einen tatsächlich eine echte Qualitätssteigerung, zum anderen waren auch deutlich mehr Informationen zum Rosé verfügbar. Dem einen oder anderen bekehrten Weinfreund mag schon die Erkenntnis gereicht haben, dass der altvertraute Weißherbst ein Roséwein ist. Andere hat es vielleicht neugierig gemacht, dass ein Rosé teilweise auch aus weißen Rebsorten gekeltert werden kann. Und wieder andere hat es vielleicht überzeugt, dass der rosafarbene Tropfen keine neumodische Marketingerfindung ist, sondern in Deutschland bereits eine lange Tradition besitzt. So oder so haben Roséweine in Deutschland heute einen Marktanteil von stolzen zehn Prozent und werden in allen heimischen Anbaugebieten produziert.
Ein Tropfen für eine neue Generation
Ein deutscher Rosé ist, wie alle seine internationalen Verwandten auch, ein typischer Sommerwein. Leicht, spritzig, unkompliziert zu trinken, so präsentiert er sich einer neuen, jungen Generation von Weinfans, die das Vorurteil des „Mädchenweins“ längst kopfschüttelnd hinter sich gelassen hat. Sie weiß die Fruchtigkeit und die Lebendigkeit dieses Weins zu schätzen, der – je nach Terroir und Ausbau – mal trocken, manchmal auch halbtrocken angeboten wird.
Für einen Rosé eignet sich im Grunde jede rote Rebsorte. Wird nur eine einzige Rebsorte verwendet, dann darf sich der Rosé gern „Weißherbst“ nennen – muss er aber nicht. Wird diese Bezeichnung jedoch verwendet, dann ist Sortenreinheit Pflicht. Unter der Bezeichnung Rosé kann der Wein sortenrein sein, es kann sich dabei aber ebenso gut auch um eine Cuvée handeln. Ganz schön kompliziert? Fein, dann setzen wir gleich noch einen drauf, um die Verwirrung komplett zu machen. Rosé muss aus roten Trauben gewonnen werden. Wenn Winzer, oft aus völlig legitimen Gründen, auch weiße Trauben daruntermischen, dann darf der Tropfen nicht mehr als Rosé firmieren. Stattdessen führt er dann entweder die Bezeichnung „Schillerwein“ oder „Rotling“. Das Mischen von roten und weißen Trauben ist offiziell nur für Rosésekt erlaubt; das Mischen von Weiß- und Rotwein zur „Herstellung“ von Rosé gänzlich verboten. Es soll dennoch bei billigen Importen von Ländern außerhalb der EU vorkommen.
Rosé und Sommer sind eine heiße Kombination
Was also macht einen Rosé nun aus? Auf eine kurze Formel gebracht kann man sagen, dass rote Trauben für einen Rosé wie ein Weißwein gekeltert werden. Die Beeren liegen also nur kurz auf der Maische, wobei die Dauer des Kontakts später über die Farbe des Weins entscheidet. Das Spektrum reicht dabei von ganz hellen, lachsfarbenen Tropfen bis hin zu intensiven Pinktönen, die optisch fast an Fruchtsäfte erinnern.
In der Nase und am Gaumen haben deutsche Roséweine noch mehr zu bieten als für das Auge. Inzwischen werden hervorragende Rosés produziert, die mit anspruchsvollen Aromen und Geschmackserlebnissen begeistern. Obwohl Roséweine heute in allen deutschen Anbaugebieten produziert werden, haben einige Regionen bereits einen besonders guten Namen. Dazu gehört die Ahr ebenso wie Baden, die Pfalz, Rheinhessen und Württemberg.
Es entspricht dem Charakter des Roséweins, dass er kühl getrunken werden möchte. Er ist also ideal für einen Sommerabend im Freien, macht sich aber auch bestens als Aperitif oder als Begleiter zu Fingerfood und Tapas.