Rhône Weißwein: Was Seltenes und was selten Feines
Es gibt eigentlich nur zwei „Weinflüsse“ in Frankreich, die diesen Namen voll und ganz verdienen. Das ist zum einen die Loire mit ihren prachtvollen Schlössern und zum anderen die Rhône. Auch an diesem Strom brauchen sich weder die Bauten noch die Geschichte(n), die sich darum ranken, zu verstecken. Vor allem aber kommt von der Rhône fabelhafter Wein, der sowohl einen breiten als auch einen elitären, sehr exklusiven und somit auch sehr teuren Markt bedienen kann. In aller Regel wird Wein von der Rhône mit Wein aus roten Rebsorten assoziiert. Aber: Weißweinfreunde dürfen sich freuen, dass auch in diesem Fall die Regel ausgesprochen schmackhafte Ausnahmen hat. 13 Prozent der rund 3 Millionen Hektoliter Wein, die Jahr für Jahr an den Hängen der Rhône produziert werden, sind Weißweine. Dafür sind insgesamt zwölf Rebsorten zugelassen, von denen die wichtigsten Viognier, Roussanne und Marsanne sind.
Die drei weißen Musketiere der Flusskönigin Rhône
Vor allem die Sorte Viognier hat an der Rhône eine echte Renaissance erlebt. Noch Anfang der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts waren nur rund 13 Hektar an den Flussufern damit bestockt. Da es auch sonst nirgendwo auf der Welt Viognier kultiviert wurde, galt die Sorte praktisch als ausgestorben. Das änderte sich ziemlich schnell, als Mitte der Neunziger Jahre plötzlich Weißweine mit blumigen Noten und einem komplexen Bouquet gefragt waren. Der Geschmack der Zeit hatte sich geändert und wurde mit Weißweinen aus der Viognier – und somit mit Weißweinen von der Rhône - exakt getroffen. Heute ist die Rebsorte an der nördlichen Rhône die wichtigste Varietät. Sie kommt mit den trockenen und eher kargen Böden dort bestens zurecht. Viognier wird sowohl sortenrein ausgebaut als auch als Beimischung für Cuvées verwendet. Sortenrein hält ein junger Viognier den Weinfreund gern ein wenig zum Narren. Die feinen Düfte von Veilchen und Akazien gaukeln ihm nämlich einen leichten Wein vor. Tatsächlich aber sind diese Tropfen reich an Alkohol und haben im Glas auch eine kräftige Farbe. Wenn Viognier etwas älter getrunken wird, drückt sich der reiche Charakter auch bereits im Bouquet aus. Die Nase nimmt dann nicht nur blumige Aromen wahr, sondern auch Anklänge an reife Aprikosen und Pfirsiche.
Die Rebsorte Marsanne, die in einigen Gegenden an der Rhône auch Marsanne Blanche genannt wird, ist der Viognier nicht ganz unähnlich. Auch aus ihren Früchten werden körperreiche Weine gewonnen, die im Glas eine tiefe Farbe aufweisen. Weine aus Marsanne überzeugen mit ihrer Duftigkeit, ihrer zurückhaltenden Säure und ihrem ausgezeichneten Reifepotenzial.
Ein wunderbarer Verschnittpartner für Marsanne ist die Rebsorte Roussanne. Sie ist eindeutig eine weiße Rebsorte. Da ihre Beeren aber rostrot sind, wenn sie voll ausgereift sind, hat diese Sorte ihren Namen von der Farbe „Rot“ oder „roux“ im Französischen. Die Roussanne kann im Weinberg eine launische Diva sein, die nicht immer gute Erträge bringt. Wenn die Bedingungen im Weinberg jedoch stimmen, der Winzer ihr viel Pflege angedeihen lässt und das Wetter mitspielt, dann ist sie zu außerordentlichen Ergebnissen fähig und bringt sortenrein echte Spitzenweine zustande. Roussanne-Weine sind dann auch extrem lange haltbar – mit hervorragendem Potenzial.
Zum Schluss noch ein Hinweis für alle Naschkatzen
Sie lieben Wein zu einer feinen Nachspeise? Und der muss nicht unbedingt trocken sein? Dann bringt die Rhône einen Tropfen hervor, der es wert ist, ausprobiert zu werden. In der Region Condrieu, die ausschließlich Weißweine erzeugt, liegt die Enklave Château Grillet mit ihrer eigenen Ursprungsbezeichnung. Früher wurde der Condrieu mal als „Likörwein“ bezeichnet. Heute gilt dieser Tropfen, der sortenrein aus der Viognier-Traube gekeltert wird, als exzellenter Dessertwein.