Rhône Rotweine: Nicht nur was für wohlhabende Kenner
Rund 200 Kilometer ist es lang, jenes Teilstück des französischen Flusses Rhône, das als ältestes Weinbaugebiet Frankreichs gilt. An den Flussufern zwischen Vienne und Avignon gedeihen die Reben sowohl für edle weltberühmte Tropfen als auch für preiswertere (aber gute) Weine für einen breiteren Markt. Obwohl auch ausgezeichnete Weiß- und Roséweine von der Rhône kommen, hat die Region ihren hervorragenden Ruf doch vor allem mit Rotweinen begründet. Sie werden bis heute als allererstes mit der Weinbauregion Rhône assoziiert.
Grenache und Shiraz haben die Spitzenpositionen inne
Die „Vorherrschaft“ der Rotweine an der Rhône wird allein schon an der Zahl der zugelassenen Rebsorten deutlich: Insgesamt dürfen 27 Sorten für die Produktion von Qualitätsweinen angebaut werden, 15 davon sind rote Sorten. Von diesen wiederum führen Grenache und Shiraz die Liste der populärsten Sorten, und damit auch die der meist angebauten, deutlich an. Grenache dominiert den Anbau an der südlichen Rhône, wo es vergleichsweise trocken und oft recht windig ist. Rund 60 Prozent der Rebflächen dort sind mit der Sorte Grenache bestockt. Die Weine, die daraus später gekeltert werden, weisen wenig Säure, aber viel Alkohol auf. Im Glas sind sie zwar vergleichsweise hell, aber Vorsicht! Ein Grenache von der Rhône wird immer mit einer gewissen Wucht und viel Würze daherkommen und kann durchaus zu Kopf steigen! Gut zu wissen, dass diese Weine mit ihren fruchtigen Anklängen an schwarze Beeren auch mal liegen gelassen werden dürfen – sie sind nämlich sehr gut lagerfähig.
Auch die Weine aus der Rebsorte Shiraz (auch Syrah genannt) eignen sich gut für den Weinkeller und haben während des Alterungsprozesses viel Potenzial. Diese Sorte ist der Liebling in den Weingütern an der nördlichen Rhône, wo ein eher gleichmäßiges Klima herrscht, das ihr gut bekommt. Im Glas ist Shiraz sehr dunkel, der Wein ist vollmundig und durchaus elegant.
Ein bisschen Cinsault ist eigentlich immer dabei
Eine Rebsorte, die zwar nicht so häufig wie Shiraz und Grenache angebaut wird, die aber dennoch eine große Bedeutung an der an Rhône besitzt, ist die Cinsault. Ihr begegnet man auch in der Schreibe „Cinsaut“. Sortenreine Weine aus dieser Varietät dürften die absolute Ausnahme sein, dafür findet man sie in fast allen Cuvées. Primeurs von der Rhône zum Beispiel verdanken der Cinsault ihre Frucht. Wer einen Rotwein aus der Appellation Côtes du Rhône kauft, der hat mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem gewissen Prozentsatz Cinsault im Glas. Und genau dasselbe auch für den renommierten Châteauneuf-du-Pape!
Womit wir bei jenen Lagen angekommen wären, deren Erwähnung echten Weinkennern Tränen in die Augen treiben kann; Freudentränen, versteht sich. So befindet sich am linken Ufer der Rhône etwa der berühmte Weinberg Hermitage. Von dort kommen einige der feinsten, besten und natürlich auch teuersten Rotweine, die es überhaupt gibt.
Zum Schluss noch ein paar Zahlen
Das Rhônetal ist das zweitgrößte AOC-Anbaugebiet in Frankreich mit einer bestockten Rebfläche von mehr als 70.000 Hektar. Über 5000 Winzer produzieren in 28 Appellationen und mit 27 Rebsorten rund drei Millionen Hektoliter Wein pro Jahr. Den Löwenanteil davon nimmt mit 81 Prozent der Rotwein ein, gefolgt von 13 Prozent Weißwein und sechs Prozent Rosé. Die Briten sind die fleißigsten Abnehmer der exportierten Weine, auf Platz zwei folgen die Belgier (zusammen mit den Luxemburgern), den dritten Platz nehmen die US-Amerikaner ein.