Navarra Rotwein. Interessante Tropfen aus einer Region mit viel Potenzial
Weine aus Spanien, die noch nicht international vermarktet werden? Eine Anbauregion in Europas größtem Weinland (fast) ohne kontrollierte Ursprungsbezeichnungen? Viel Geschmack für kleine Preise? Für Weinfreunde hört sich das alles fast zu abenteuerlich an, um wahr sein zu können. Und doch, im Norden Spaniens befindet sich mit Navarra ein Weinanbaugebiet, das es sich unbedingt zu entdecken lohnt und das viel Potenzial aufweist.
Navarra ist nicht nur der Name einer Anbauregion mit überwiegend roten Rebsorten, sondern auch der einer politischen Autonomen Gemeinschaft mit der Hauptstadt Pamplona. Einst standen hier rund 50.000 Hektar unter Reben, heute sind es noch etwa 15.000. Das liegt nicht nur an der Reblaus, sondern auch daran, dass Navarra einfach noch nicht den Boom erlebt hat, wie es ihn etwa im gar nicht so weit entfernten Ribera del Duero gegeben hat. Doch in Zeiten, wo Weinfreunde gern auf geschmackliche Entdeckungsreisen gehen und die Abwechslung lieben, kann schnell werden, was noch nicht ist.
Navarra - Vielfalt auf allen Ebenen
Gibt es einen Begriff, unter dem sich die Rotweine aus Navarra zusammenfassen lassen könnten? Ja, den gibt es und er lautet „Vielfalt“. Denn das bereits relativ kleine Anbaugebiet unterteilt sich nochmal in fünf Regionen, in denen auf wirklich sehr unterschiedlichen Böden sowie unter unterschiedlichen mikroklimatischen Gegebenheiten diverse Rebsorten kultiviert werden.
Navarra ist in die Unterbereiche Baja Montana, Ribera Alta, Ribera Baja, Tierra Estella und Valdizarbe aufgegliedert. Die Winzer hier machen das Beste aus Böden, in denen mal Kalk und Kies, mal Mergel und Sand dominieren. Auch Schwemmlandböden spielen eine wichtige Rolle. Das Klima im Norden Navarras ist recht feucht und mild, wird aber immer wärmer und auch trockener, je weiter man nach Süden kommt.
Kein Wunder also, dass es nicht die eine Rebsorte gibt, die die Produktion beherrscht. Stattdessen setzen die Winzer auf ein großes Spektrum Varietäten. Neben den nicht ganz so bekannten Sorten wie Graciano und Mazuelo sind das vor allem Garnacha und Tempranillo, die gern sortenrein gekeltert werden. Die Tatsache, dass zunehmend auch international beliebte Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Pinot Noir angebaut werden, zeigt, dass die Region einiges vorhat. Was man von Rotweinen aus Navarra erwarten sollte und erwarten kann, sind kräftige Aromen und eine Farbe – mal als leuchtendes Rubinrot, mal mit violetten Reflexen.
Der Marktführer gibt den Ton an
Marktführer in Navarra sind derzeit (Stand März 2019) die Bodegas „Principe de Viana“, die insgesamt in Spanien einen sehr guten Ruf haben. Das Weingut wurde vor rund drei Jahrzehnten gegründet und wird heute von zwei ausgewiesenen Önologen geleitet, die beide zudem einen reichen familiären Hintergrund in Sachen Weinproduktion mitbringen. Bei „Principe de Viana“ stehen zwar eindeutig die Rotweine im Mittelpunkt, es gibt jedoch auch ausgezeichnete Rosé- und Weißweine. Auch das spiegelt durchaus die Anbauregion Navarra wider: Rosés machen dort etwa 30 Prozent der Gesamtproduktion aus, Weißweine sind langsam im Kommen. Sie werden bislang überwiegend im Norden der Region produziert. Beliebte Rebsorten dafür sind die Macabeo (auch Viura genannt), weiße Garnacha, Malvasia und Muskateller. International ausgerichtete Weingüter bauen aber auch mehr und mehr Sauvignon Blanc und Chardonnay an. Die „Bodegas Principe de Viana“ haben sowohl Weißweine aus traditionellen spanischen als auch aus „moderneren“ Sorten im Programm.