Weingut Prunotto. Von einem gescheiterten Projekt zu echtem Weltruhm
Es kann eine sehr tröstliche Erfahrung sein, dass selbst große Katastrophen der Ausgangspunkt für Glück, Zufriedenheit und Erfolg sein können. Ganz sicher gilt das für das Weingut Prunotto aus dem italienischen Anbaugebiet Langhe im Piemont. Dieses Gut geht nämlich aus einer Genossenschaft hervor, die 1904 von diversen weitsichtigen kleinen Weinbauern aus der Region gegründet worden ist. Leider ist das Vorhaben in der Folge aber aus diversen Gründen gescheitert. Die ökonomisch unsicheren Zeiten trugen zu diesem Scheitern ebenso bei wie die Folge der Ersten Weltkriegs. Als das Abkommen 1922 juristisch erneuert werden musste, stiegen viele Winzer jedenfalls aus. Sie produzierten zwar noch einen - übrigens hervorragenden - Jahrgangswein, doch nur in kleiner Flaschenzahl. Finanzielle Schwierigkeiten und schließlich die Liquidation der Genossenschaft erwiesen sich als unvermeidlich. So viel zum Untergang und zur Katastrophe. Nun zu der Zukunft, die sich daraus ergab. Der Winzer Alfredo Prunotto und seine frisch angetraute Frau Luigina trauten es sich mit jugendlichem Elan zu, die Kellerei zu übernehmen und zu neuen Ufern zu führen. Sie schafften es mit viel Mut und harter Arbeit und gaben dem Weingut ihren Namen. „Prunotto“ war geboren und sollte zu einem leuchtenden Stern am piemontesischen Weinhimmel werden.
Ein junges Paar setzt Maßstäbe
Alfredo und Luigina haben für diesen Erfolg den Grundstein gelegt und von Anbeginn an höchste Qualitätsstandards angestrebt. Allerdings, als sich Alfredo Mitte der Fünfziger Jahre zur Ruhe setzte, gab es keine Nachfolgekandidaten aus der Familie. Das Gut wurde an einen weinkundigen Freund (Beppe Colla) des Paares verkauft, der Prunotto zu einem Gut weiterentwickelte, dass sich auf Weine spezieller Lagen konzentrierte. Man produzierte die ersten Crus aus Barolo und Barbera und war Anfang der Siebziger Jahre in der Lage, ein völlig neues Gutsgebäude und einen neuen Keller bauen zu lassen. Seitdem ist die Stadt Alba die neue Heimat des Weinguts.
Die Familie Antinori steigt ein
Die Zukunft des Gutes war nicht nur gesichert, sondern hatte auch großes Potenzial für weitere Erfolge. Die stellten sich in ungeahntem Ausmaß ein, als Beppe Colla mit der Familie Antinori zusammenzuarbeiten begann. Zunächst sorgten die Antinoris ab 1989 für den Vertrieb der Prunotto-Weine; 1994 stiegen sie dann als neue Besitzer beim Weingut ein. Doch bereits einige Jahre vorher machte sich der Einfluss einer Antinori-Tochter auf die Produktion von Pronotto bemerkbar. Albiera Antinori experimentierte mit bestimmten Rebsorten in bestimmten Lagen, wobei die extrem hohen Qualitätsansprüche stets gewahrt blieben. Ziel war es, angestammte Rebsorten aus dem Piemont um internationale Varietäten zu ergänzen, und so neue Zielgruppen erschließen zu können. Ein Beispiel dafür ist etwa die Einführung von Syrah in den Rebsorten-Kanon von Prunotto.
600.000 Flaschen für wahre Weingenießer
Heute verfügt das Weingut über eine Rebfläche von 65 Hektar, zu denen diverse Spitzenlagen gehören. Pronotto produziert pro Jahr rund 600.000 Flaschen Wein und ist damit international äußerst erfolgreich. Das knüpft an die frühen Erfolge von Alfredo Prunotto an. Ihm war es gelungen, schon kurz nach der Übernahme des Guts Weine zunächst nach Südamerika und dann in die Vereinigten Staaten zu exportieren.
Heute sind es vor allem Freunde exklusiver Rotweine, die bei Prunotto ihr Genießerparadies gefunden haben. Barolo und Barbera stehen dabei ganz obenan auf einer Liste von Gewächsen, die international prämiiert und in den Medien besprochen und bewertet werden.