Weingut Chateau St. Michelle. Wo die alte Weinwelt mit Washington verschmilzt
Die Vereinigten Staaten von Amerika haben sich längst ihren Platz in der Neuen Weinwelt erobert. Ob es nun Tropfen aus dem Napa oder dem Sonoma Valley sind, Genießer in aller Herren Länder setzen die Innovationsfreudigkeit der US-amerikanischen Winzer heute oft mit Kalifornien und generell dem Süden des Landes gleich. Wenn dann ausgerechnet ein Weingut im Norden der USA als „Weingut des Jahres“ ausgezeichnet wird, wie im Jahr 2004 geschehen, dann hat das eine ganz besondere Bedeutung. Vor allem dann, wenn dieses Weingut auch noch offensiv und stolz mit der alten Weinwelt in „good old europe“ zusammenarbeitet. Um welches Gut geht es? Um das 1934 gegründete „Chateau Ste. Michelle“ in Washington State, das schon in seiner Schreibweise die alte und neue Welt verschmelzen lässt - das „a“ in Chateau wird nämlich wirklich ohne Akzent geschrieben.
Klasse und klasse Masse
Dass der Staat Washington, der an der Westküste der USA liegt und im Norden an Kanada grenzt, heute über ein renommiertes Weinanbaugebiet verfügt, ist vor allem ein Verdienst des Weinguts Chateau Ste. Michelle. Das Gut ist das älteste überhaupt in Washington State und hat von Anfang an echte Pionierarbeit geleistet. Denn im Chateau Ste. Michelle verschmelzen zwei Welten, man kann auch sagen zwei Schulen der Weinbereitung. Die traditionelle Herangehensweise und die Rebsorten der Europäer treffen hier auf innovative US-amerikanische Ideen in der Kellertechnik. Das Ergebnis? Grandiose, vielfach ausgezeichnete Tropfen auf der einen Seite, beeindruckende Mengen auf der anderen. Allein acht Millionen Kisten Riesling werden pro Jahr auf dem Chateau Ste. Michelle produziert und in alle Welt verschifft.
Ein Weingut mit eigenem Amphitheater
35 Hektar stehen dem Weingut allein an eigener Anbaufläche zur Verfügung. Die Produktion von Rot- und Weißweinen erfolgt dabei streng getrennt. Während die Rotweine in der „River Ridge Winery“ im Süden des Columbia Valley gekeltert werden, liegt, entstehen die Weißweine in Woodinville. Dort, knapp 25 Kilometer nordöstlich von Seattle, befindet sich der Hauptsitz des Chateaus mit seinem repräsentativen Gutshaus. Auf der einem Amphitheater nachempfundenen riesigen Veranstaltungsfläche finden Freiluftkonzerte, Open-Air-Dinners und imposante Weinproben statt. Kein Wunder, dass rund eine Viertelmillion Besucher jedes Jahr das Chateau Ste. Michelle besuchen!
Die reifen Kooperationen mit „good old europe“
Doch zurück zum Wesentlichen, zum Wein und zu den bemerkenswerten Kooperationen, die das Chateau mit europäischen Gütern unterhält. Die Flagschiff-Rebsorte ist nach wie vor der Riesling. Für das Spitzenprodukt dieses Sektors, „Eroica“, kooperiert das Chateau seit 1999 mit niemand Geringerem als mit Ernst Loosen vom gleichnamigen Weingut Dr. Loosen an der Mosel. Von ihm haben sich die Kellermeister des Chateaus unter anderem dazu inspirieren lassen, gereiften Riesling auf den Markt zu bringen.
In Sachen Rotwein stapelt das Chateau Ste. Michelle auch nicht gerade tief! Hier ist es das toskanische Imperium der Merchese Antinori, das mit ihnen für den hoch gerühmten „Col Solare“ zusammenarbeitet. Mit den französischen Önologen Michelle Gassier und Philippe Cambie aus Südfrankreich entstand zudem die Linie „Tenet“, die Shirazweine der Sonderklasse bietet. Die beiden Shiraz-Spezialisten bringen ihr einzigartiges Wissen ein, um auf bestimmten Lagen in Washington State Shirazweine zu produzieren, die jedem Winzer an der Rhône zur Ehre gereichen würden.