Kalabrien & Rotwein. Zwei, die zusammenpassen wie der Wind und das Meer
Kalabrien ist die Region, die man als Spitze des italienischen Stiefels bezeichnen könnte. Hier, ganz im Süden des Landes, herrscht ein trockenes, mediterranes Klima, das geradezu ideal ist, um Wein anzubauen. Wenn Kalabrien trotzdem nicht unbedingt zu den ganz großen, bekannten Weinregionen Italiens zählt, dann hat das auch etwas mit seiner wilden, zerklüfteten Landschaft zu tun. Es ist gar nicht so einfach, zwischen zwei Meeren und vielen Gebirgszügen Flächen zu finden, die sich gut bewirtschaften lassen. Da, wo es gelingt, dürfen Weinfans dafür aber dann mit richtig guten Tropfen rechnen. Es sind vor allem rote Rebsorten, die hier kultiviert werden und Weine von zum Teil ganz hervorragender Qualität hervorbringen. Rund 90 Prozent der Anbaufläche ist roten Varietäten vorbehalten und davon nimmt wiederum die Sorte
Gaglioppo ein gutes Viertel ein.
Andere beliebte Sorten sind Greco Nero, Barbera, Nerello, Sangiovese, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon. Allen gemeinsam ist, dass sie in Kalabrien zu kräftigen, alkoholstarken Rotweinen mit sehr viel Charakter ausgebaut werden. Die weißen Sorten, die untergeordnete Bedeutung haben, aber dennoch ebenfalls einige wirklich große Tropfen hervorbringen, sind Greco Bianco, Mantonico bianco, Moscato und Chardonnay.
Rotwein aus Kalabrien - gut Ding will Weile haben
Als echte und unverwechselbare Spezialität aus Kalabrien gilt der Cirò. So wird ein Rotwein bezeichnet, der in aller Regel aus Gaglioppo gekeltert wird. Cirò ist sehr fruchtig, er hat einen kräftigen Körper und einen hohen Gehalt an Tanninen. Deshalb muss dieser Wein erst einmal ein paar Jahre lagern, bevor er ins Glas darf und genossen werden kann. Während der Lagerung verringern sich die Tannine.
Weinfans dürfen heute von kalabrischen Weinen eine gute bis sehr gute Qualität erwarten. Das war jedoch beileibe nicht immer so. Obwohl das Gebiet als eine der ältesten Weinbauregionen Italiens überhaupt gilt, haben die Winzer dort nicht immer das Beste aus ihren Erfahrungen, den guten Böden und dem noch besseren Klima gemacht. Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts genoss Rotwein aus Kalabrien eine wirklich sehr gute Reputation. Doch dann ging es leider bergab. Gier, Korruption und Misswirtschaft setzen ein, Quantität war den Winzern wichtiger als Qualität. Das konnte man natürlich irgendwann schmecken. Es dauerte nicht lange, da waren die kalabrischen Rotweine mit ihren hohen Alkoholprozenten und ihrer kräftigen Farbe nur noch im Norden Italiens gefragt - als Verschnittpartner für blassere Tropfen aus den Dolomiten, Venetien und der Toskana.
Zurück in die Zukunft der kalabrischen Rotweine
Die Billig-Politik der kalabrischen Weinproduzenten konnte sich jedoch nicht ewig halten. Inzwischen haben die Winzer sich wieder auf ihre ursprünglichen Ansprüche besonnen und auf das Potenzial, das ihrer Region innewohnt. Qualität steht wieder an erster Stelle und paart sich zunehmend mit dem Ehrgeiz, heimischen Rebsorten eine internationale Bühne zu verschaffen. Davon profitiert ganz besonders die Rebsorte Magliocco. Sie hat über Jahrhunderte den Weinbau in Kalabrien dominiert und wunderbar einfache, rustikale und saubere Weine hervorgebracht. Doch nach und nach wurde Magliocco von anderen Rebsorten verdrängt und geriet beinah in Vergessenheit. Mit dem wiedererstarkten Qualitätsanspruch und dem Enthusiasmus einiger Winzer erlebt Magliocco jetzt aber eine veritable Renaissance und Kalabrien ist um einen weiteren feinen tannin- und alkohlstarken Rotwein reicher.