Rotwein von Sizilien. Die Aufholjagd hat begonnen
Sizilien ist, zusammen mit Pantelleria und den Liparischen Inseln, das größte Weinanbaugebiet Italiens. Warum sich das nicht unbedingt im Weinangebot im Supermarkt zeigt? Weil Sizilien erst vor rund 15 Jahren damit begonnen hat, stolz und selbstbewusst Weine aus autochthonen Rebsorten für den internationalen Markt zu produzieren und zu vermarkten. Zuvor sind viele Weine entweder auf der Insel zum Eigenverbrauch geblieben, in großen Mengen in andere italienische Regionen als Verschnittwein verschifft worden oder in die Herstellung von Marsala gegangen. Dann aber hat bei den Winzern und den Genossenschaften ein großes Umdenken eingesetzt. Sizilien hat allerbeste Voraussetzungen, um höchst charaktervolle, unverwechselbare Weine hervorzubringen; Qualität statt Quantität ist jetzt das Motto junger, ambitionierter Winzer. Die Produktion von feinen Rotweinen spielt dabei eine wichtige Rolle.
Autochthone Rebsorten finden den Weg ins Rampenlicht
Bislang wird auf Sizilien immer noch mehr Weiß- als Rotwein produziert. Das ist eigentlich verwunderlich, weil sowohl die Böden als auch das Klima ideal für rote Rebsorten sind. Nicht zuletzt deshalb hat inzwischen eine Art Aufholjagd eingesetzt, von der vor allem der sizilianische Rotwein der Sorte
Nero d'Avola profitiert. Die autochthone sizilianische Sorte Nero d’Avola hat bis in das späte 20. Jahrhundert hinein für die Produktion einfachster Landweine herhalten müssen, bevor Winzer erkannten, welchen Schatz sie da eigentlich kultivierten. Inzwischen boomt der trockene, würzig-fruchtige Nero d’Avola vor allem in der jungen Weinszene Italiens, wo er auch im Sommer als leicht gekühlter Roter gern getrunken wird. Die Zeiten, wo diese Rebsorte unterschätzt wurde, dürften endgültig vorbei sein.
Das könnte auch für
Nerello gelten. Diese Rebsorte wird auf Sizilien in unterschiedlichen Varianten angebaut und überzeugt heute bei sorgfältiger Behandlung im Keller mit alkoholstarken Tropfen, die reich an Tanninen sind. So reich tatsächlich, dass die Weine oft lange gelagert werden, bevor sie in den Verkauf kommen. Auf diese Weise haben sie bereits einiges an Tanninen verloren. Nerello ist auf Sizilien am häufigsten in der Variation der Nerello Mascalese anzutreffen, zudem ist die Nerello Cappuccio auf der Insel anzutreffen. Sie hat ihren Namen von dem weißen Belag, der ihre Trauben während der späten Reifezeit überzieht. Das erinnert an eine Kapuze, „Cappuccio“ im Italienischen. Diese sizilianische Rebsorte ist übrigens auch in Kalabrien äußerst beliebt, wo man sie schon etwas länger trocken ausbaut.
Der internationale Markt ist deutlich näher gerückt
Seit man auf Sizilien dem internationalen Markt näher gerückt ist und das Potenzial dieses Marktes erfasst hat, werden nicht nur die heimischen Rebsorten mit einem anderen Respekt betrachtet. Auch international populäre Rebsorten haben seitdem ihren Weg auf die Insel gefunden. Vor allem die Winzer um Palermo herum haben sich getraut, „neue“ Sorten anzupflanzen. Dazu gehören vor allem
Syrah; eine Rebsorte, die wie gemacht für Siziliens Klima zu sein scheint. Neben der Syrah-Traube wird inzwischen auch mit Merlot und Cabernet Sauvignon auf der größten Mittelmeerinsel inzwischen gute Erfolge erzielt. Weinfreunde, die gern auf geschmackliche Entdeckungstour gehen, sollten Sizilien ebenso im Auge behalten wie alle, die gern in Wein investieren. Die schweren Rotweine der Insel haben dieses Interesse verdient und sie dürften lange lagerfähig sein.