Kalifornische Rotweine - Charakterweine mit europäischen Ursprüngen
Lange stand die Rebsorte Zinfandel im Schatten von Cabernet Sauvignon, wenn es um die großen Rotweine Kaliforniens geht. Inzwischen hat jedoch ein langsamer Wandel eingesetzt und Kaliforniens Kultrebe gewinnt auch auf dem Exportmarkt zunehmend Anteile. Warum das wichtig ist? Weil es für Rotweine aus Kalifornien charakteristisch ist, dass sie (fast immer) sortenrein gekeltert werden. Zudem war es bislang so, dass hauptsächlich europäische Rebsorten zum Einsatz gekommen sind, während mit dem Zinfandel nun ein Amerikaner in den Fokus kommt. Doch keine Bande, mit einer seismischen Verschiebung der Exportanteile ist nicht zu rechnen. Es ist vielmehr begrüßenswert, dass nun auch außerhalb der USA roter Zinfandel aus Kalifornien die Wertschätzung erhält, die ihm gebührt.
Der Pazifik kühlt, was die Sonne wärmt
Rückblende. Kalifornien hatte es nach der Prohibition nicht leicht, seine großen Weinanbaugebiete wieder zu aktivieren. Doch Pioniere wie Robert Mondavi wussten natürlich um das Potenzial dieser sonnenverwöhnten Regionen. Mit großen Anstrengungen kam die kalifornische Wein Wirtschaft deshalb wieder auf die Beine und ist heute ein nicht mehr wegzudenkender Wirtschaftsfaktor im Sonnenstaat an der Westküste. Doch apropos Sonne. Ja es stimmt, dass Kalifornien viel davon abbekommt. Doch gleichzeitig liegt das Land auch an einem der großen Ozeane der Welt, am Pazifik. Der kühlt mit seinem Wind die Nächte und sorgt zusammen mit unterschiedlichsten Bodenformationen für diversifizierte Mikroklimata. Einige Lagen werden fast unmittelbar von den frischen Brisen erreicht, andere, die weiter entfernt von der Küste liegen, profitieren von den dichten Nebelschwaden, die sich entwickeln können. In jedem Fall aber verlängert der pazifische Einfluss die Reifezeit der Trauben und beeinflusst auch ihren Säuregehalt. Das bekommt den Trauben gleich doppelt gut.
Klassiker, frisch gewürzt
Doch zurück zu dem, was aus all diesen Gegebenheiten schließlich für den Weinfreund produziert wird. Kalifornien hat sich in der Weinwelt einen ganz besonderen Ruf erworben, weil hier europäische Rebsorten einen eigenen Charakter annehmen. So etwa die Sorte Cabernet Sauvignon, die in der Sonne Kaliforniens die Trauben für einen besonders körperreichen Tropfen ausbildet. Zur typischen Geschmacksnote, die an rote Johannisbeeren erinnert, können sich nach der Reifezeit in Kalifornien noch Anklänge an Eukalyptus, Minze und andere Kräuter gesellen. Das ist eine Richtung, die man so aus europäischer Produktion nicht kennt. Nimmt man dann noch die reichen Tannine hinzu, dann hat man wirklich einen Wein mit ganz und gar eigenem Charakter im Glas.
Cuvées sind im Kommen
Fast scheint es, als wollten die kalifornischen Winzer die Weinwelt ein wenig foppen. Denn kaum haben sie mit ihren brillanten sortenreinen Rotweinen den Geschmack nachhaltig beeinflusst und den Markt inspiriert, probieren sie nun eine andere, europäische Variante aus: Sie produzieren vermehrt Cuvées. Vorbild sind hier einmal mehr die Franzosen, aber auch Techniken aus der Toskana in Italien und der Rioja in Spanien werden adaptiert. Verschnitte, wie sie die Winzer im Tal der Loire vornehmen, funktionieren auch an der Ostküste der USA. Man nehme also den guten Cabernet Sauvignon und füge zum Beispiel Merlot, Cabernet franc oder auch beides hinzu. Oder man nehme Trauben der Rebsorte Syrah, die ebenfalls in Kalifornien extrem beliebt ist, als Grundlage einer Cuvée. Auf jeden Fall ist das ein Trend, den Freunde kalifornischer Rotweine im Auge behalten und natürlich auch bei Gelegenheit probieren sollten.
Roter Zinfandel ist der Kultwein Kaliforniens
Zum Schluss noch einmal zurück zum Zinfandel, dem „kalifornischsten“ aller Rotweine aus Kalifornien. Sie sind für den US-Markt von größter Bedeutung und schwappen nun auch über den Atlantik zu uns herüber. Mit äußerst intensivem, Aroma und viel, sehr viel Körper erobern sie sich ihre eigene Nische auf dem Ladenregal mit den kalifornischen Rotweinen. Die besten kommen dabei aus dem Anbaugebiet Sonoma Valley. Sie weisen oft sehr viel Frucht auf und haben runde, weiche Tannine. Auch der Alkoholgehalt kann sich sehen lassen. 13 Prozent sind es eigentlich immer, oft werden aber auch 14 Prozent erreicht. Es lohnt sich also, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn dieser Tropfen solo serviert wird. Bei Tisch verlangt ein kalifornischer roter Zinfandel nach kräftigen Speisen, ein Steak etwa, oder Roastbeef. Ein großer Braten passt aber auch gut. Wenn Vegetarier am Tisch sind, wird der Zinfandel bis zum Käsegang aufgespart und zu würzigen, kräftigen Sorten gereicht.