Weingut Bodegas Ugarte. Sechs Generationen produzieren ihren Wein vom Anbau bis zur Vermarktung
Das Weingut Ugarte aus der spanischen Anbauregion Rioja Alavese ist in mehr als einer Beziehung wirklich ungewöhnlich. Es kommt schon mal nicht so oft vor, dass ein Weingut über so lange Zeit in der Hand einer Familie bleibt. Noch seltener geschieht es, dass wirklich der gesamte Prozess von der Arbeit im Weinberg über die Kellerei bis hin zur internationalen Vermarktung und dem Verkauf auf dem Weingut geschieht. Normalerweise wird nämlich immer irgendetwas ausgelagert, sei es zum Beispiel die Abfüllung oder die Werbung. Nicht so bei den Bodegas Ugarte, dort wo alles wirklich hausgemacht ist. Niemand könnte behaupten, dass es dem Unternehmen geschadet hat. Die Weine werden sowohl von den Kritikern als auch von Weinfans in aller Welt hochgeschätzt. Das Gut exportiert seine Tropfen mittlerweile in 25 Länder. Dennoch können die Bodegas Ugarte in Sachen Unverwechselbarkeit noch einen draufsetzen. Denn wirklich einmalig sind die riesigen unterirdischen Keller, die aus dem Fels geschlagen wurden.
Aus Dankbarkeit einen Weinberg vererbt
Bevor wir uns jedoch darin abkühlen, sei ein kleiner Blick zurück auf die Anfänge dieses Weinguts gestattet. Es ist eine Geschichte, die einmal mehr zeigt, auf welch verschlungenen Wegen der Mensch überhaupt zu einem Weingut kommen kann. Irgendwann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, so um 1870 herum, heiratete der Schokoladenverkäufer Anastasio Eguren ein Mädchen namens Estefano und zog aus Liebe zu ihr nach San Vicente della Sonsierra. Sie bekamen eine Tochter, die jedoch krank wurde. Der Mediziner, der ihr half, wurde gegen Ende seines Lebens aus Dankbarkeit von der Familie aufgenommen und bis zu seinem Tode von ihr gepflegt. Er wiederum zeigte sich posthum erkenntlich, indem er den Eguren seine Weinberge vererbte. Das Weingut, das später einmal den Namen „Ugarte“ tragen sollte, war geboren.
Von Anfang an ging es bei diesem Familienweingut um Qualität. Dieser Anspruch und auch das Talent für den Wein wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Doch bei aller Verbundenheit mit der Vergangenheit und den Traditionen schaffte es jede Generation, das Unternehmen mit Innovationen voranzubringen.
1989 baute Victorini Eguren Ugarte, der Enkel des Gründers, mit seinen drei Kindern eine neue Kellerei auf. Dazu gehören heute 130 Hektar an Rebfläche, die einige der absolut besten Lagen in der ganzen Rioja Alavese umfassen. Das liegt nicht nur an den kalkigen Lehmböden, die die Sorte Tempranillo so optimal gedeihen lassen. Auch das Klima dort ist wie gemacht für den Weinbau. Übrigens, der Standort dieses Weinguts ist ebenfalls wie gemacht für eine Entdeckungsreise. Das Gut befindet sich in der schönen Stadt Laguardia direkt an der Weinstraße Rioja Alavese. Dort warten neben vielen Weinkellern auch eine Reihe interessanter historischer Sehenswürdigkeiten auf den Besucher.
1. Unterirdische Kellerräume wurden aus dem Fels geschlagen
Rund 4000 Fässer stehen im Keller des Weinguts Ugarte, und ein großer Teil dieses Kellers liegt unterirdisch in Räumen, die aus dem Fels gehauen wurden. Bei so viel Platz und mit so viel Erfahrung dürfte das riesige Sortiment des Weinguts eigentlich keine Überraschung sei. Sortenreine Rotweine aus der Tempranillo sind zwar das Aushängeschild des Gutes, aber es werden auch hervorragend rote Cuvées, sowie Roséweine und Weißweine hergestellt. Auch die preisliche Bandbreite ist enorm. Das Sortiment hält einfache, aber gute Alltagsweine für etwas mehr als fünf Euro pro Flasche ebenso bereit wie Spezialitäten, die dreistellige Beträge kosten (Stand Juli 2021) – und so gut wie alles dazwischen. Vor allem die höherwertigen Qualitäten stammen nicht selten von alten Rebstöcken, die mindestens 50 Jahre alt sind und auf Lagen mit Nord-Süd-Ausrichtung gedeihen. Hohe Spaliere sorgen dafür, dass die Sonnen die Stöcke noch intensiver bestrahlen kann, als es in Höhen von 600 bis 700 Metern über Normalnull ohnehin der Fall ist.