Weingut Castroviejo. Traditionelle Winzerkunst aus der Rioja
Mit dem Bekanntheitsgrad eines Weinguts ist es so eine Sache. Je berühmter, desto besser ist ein Grundsatz, der jedenfalls garantiert NICHT stimmt. Als etwa die Rioja weltweit als „bestes“ Anbaugebiet Spaniens entdeckt wurde, gelang es zunächst nur den größten Gütern, das für sich zu nutzen und ihre Weine entsprechend zu vermarkten. Erst, als später auch andere spanische Regionen von sich reden machten, hatten auch kleinere Güter die Chance, international mit ihren Tropfen zu überzeugen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Weingut „Bodegas Pastor Diaz“, das im Tal des Flusses Ebro ansässig ist und seine Weine unter dem Markennamen „Castroviejo“ verkauft. Das Weingut ist seit vielen Jahren in Familienbesitz und hat von Anfang an hervorragende Tropfen produziert. Doch erst mit der Rückbesinnung der Weinwelt auf die Rioja und ihre vielen traditionellen Güter ist „Castroviejo“ der internationale Durchbruch gelungen. Schlichtweg deswegen, weil es endlich wahrgenommen worden ist – was es eigentlich längst schon verdient hätte.
Vier Generationen, ein Name
Die Tatsache, dass „Castroviejo“ in Familienbesitz ist, führt bei Kennern oft zu einem Schmunzeln. Denn das Gut wird nicht nur von Generation zu Generation an den ältesten Sohn weitergereicht, die Söhne tragen auch seit mindestens vier Generationen stets den gleichen Namen: Sie heißen alle Gonzales Pastor.
Welcher Gonzales auch aktuell gerade der Chef auf dem Weingut sein mag, ihm stehen hundert Hektar Rebfläche im Ebrotal für die Produktion zur Verfügung. Auf den Lagen in luftigen Höhen mit kargen Kalksteinböden werden konzentrierte Rebsorten kultiviert, die bei geringen Ertragsmengen und wenig Alkohol eine bestimmte Säure aufweisen. Diese Säure prädestiniert sie für den Ausbau als „Crianza“. Die typische Rebsorte hier ist die Garnacha, aber es findet sich auch die etwas anspruchsvollere Graciano. Sie ist mit ihren floralen Noten als Beigabe zu kräftigeren Sorten sehr populär.
Ganz anders dagegen die Böden in tieferen Lagen am Ebro. Sie unterliegen auch anderen klimatischen Bedingungen und sind ideal für die Sorte Tempranillo. Tempranillo ist natürlich seit Langem die Rebsorte der Rioja schlechthin. Güter, die etwas auf sich halten, bauen die Trauben dieser Rebsorte gern sortenrein aus. Nicht, weil das immer und in jedem Fall die optimale Lösung ist, sondern manchmal auch, um einfach zu beweisen, dass sie es können. Bei „Castroviejo“ können die Kunden von der entsprechenden Kompetenz ganz einfach ausgehen. Ob ein sortenreiner Wein oder eine Cuvée angeboten wird, hängt bei ihnen stets von den individuellen Gegebenheiten eines Jahrgangs, einer Lage oder sonstiger Bedingungen ab. Es wird stets die Wahl getroffen, die die höchste Qualität garantiert.
Sortenrein oder lieber eine Cuvée? Beides bitte!
Das Preis-Leistungs-Verhältnis bei „Castroviejo“ sucht dabei seinesgleichen. So gibt es etwa eine wunderbare Cuvée dieser Marke aus Tempranillo und Garnacha schon für Flaschenpreise zwischen sieben und acht Euro (Stand November 2020). Dafür bekommen Weinfreunde einen Tropfen, der einerseits deutlich als ein Wein aus der Rioja erkennbar ist, andererseits eigenen Ausdruck und Charme besitzt. Der „Tinto Joven“ ist dank einer strengen Lese von Hand betont fruchtig, mild und bietet einen insgesamt weichen, runden Genuss. Der Wein kann jung getrunken werden, darf aber auch gern mehrere Jahre lagern. In der gleichen Preiskategorie gibt es auch einen sortenreinen Tempranillo, der mit seiner feinen Säure überzeugt. Die Nase wird hier von Aromen von Kirschen und Beeren mit einem sanften Anklang an Vanille und Lakritz verwöhnt.