Weingut Azienda Agricola LLAC. Hier schließt sich ein familiärer Kreis
Manchmal muss man wohl einen Umweg in Kauf nehmen, um sicher ans Ziel zu kommen. Das gilt ganz sicher für die Winzerfamilie Piona, die sich in der Nachbarschaft zum Gardasee ein vergleichsweise kleines, aber sehr, sehr feines Weinimperium geschaffen hat. Die Azienda Agricola ´LLAC ist der jüngste Baustein dieses Imperiums und gleichzeitig eines der ältesten. Was sich paradox anhören mag, ist besagter „Umweg“ und beginnt mit dem Gründer der Familie (und des Weinguts Cavalchina), mit Luciano Piona. Ihm gehörte einst ein schönes Landgut direkt am oberitalienischen Frassino-See, dass er seinem Sohn Giulietto vererbte. Der verkaufte allerdings später den Besitz in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gardasee, freilich für einen guten geschäftlichen Zweck. Mit dem Erlös konnte „La Prendina“, ein weiteres Weingut der Pionas, ausgebaut und vergrößert werden. Es waren schließlich seine Enkel Franco und Luciana, die den familiären Wein-Kreis geschlossen haben. Sie zögerten nicht lang, als das einstige Familiengut wieder zum Verkauf stand. Beherzt kauften sie es zurück und haben es inzwischen mit einer ganz speziellen Spezialität erfolgreich in das Familienunternehmen integriert. So erfolgreich, dass sich inzwischen hier auch die vierte Winzergeneration der Pionas leidenschaftlich einbringt.
Ein Weingut für eine einzige Rebsorte
Was ist das nun für eine Spezialität, um die es hier geht? Die Rede ist von Weinen, die ausschließlich aus einer einzigen Rebsorte hergestellt werden. Verwendet werden nur Trauben der Sorte „Turbiana“, die am Frassino-See im Anbaugebiet Lugana heranwachsen. Sie wundern sich möglicherweise, dass Sie noch nie etwas von dieser Rebsorte gehört haben? Das könnte daran liegen, dass sie international oft unter ihrem Synonym „Verdicchio“ vermarktet wird. Obwohl die Turbiana auch zum Beispiel in Frankreich angebaut wird, ist sie doch eine autochthone Italienerin und gilt in ihrer Heimat als eine der besten weißen Rebsorten überhaupt. Das liegt zum einen daran, dass sie hohe Erträge liefert, zum anderen aber auch daran, dass ihre Weine sowohl jung getrunken als auch hervorragend gelagert werden können.
Die Region Lugana ist bereits seit langem dafür bekannt, dass hier geradezu ideale Wachstumsbedingungen für die Turbiana herrschen. Das liegt nicht nur, aber auch an den tonhaltigen Böden sowie an der steten Brise, die vom Gardasee herüberweht. Das gefällt der Turbiana, die in den letzten Jahren ganz allgemein eine kontinuierliche Aufwertung erfahren hat. Heute gibt es diverse Weingüter, die nicht nur auf die Schnelle in Edelstahltanks ausbauen, sondern dem Wein auch Zeit im Barriquefass lassen.
Die Weingärten werden mit Hingabe gepflegt
Man kann sich schon denken, dass es vor allem Weinenthusiasten wie die Pionas sind, die hier ganz besonders als Vorreiter fungieren und im Ergebnis absolut exquisite Weine produzieren. Ihre Tropfen vereinen die fruchtige Leichtigkeit, die junge Turbiana-Weine so köstlich machen, mit der feinen Mineralität der etwas reiferen Varianten. Der Ertrag, so sehr er auch ein Pluspunkt der Sorte sein mag, wird bei den Pionas reduziert. Nur das Beste und gesündeste Traubenmaterial wird für die Weiterverarbeitung akzeptiert. Selbstverständlich setzt sich diese Kompetenz und Leidenschaft auch im Keller fort. Was am Ende dabei herauskommt, ist ein eleganter, dabei vollmundiger und kräftiger Weißwein mit einem sehr eigenen Charakter. Es mag sein, dass fast alle Reisende am Gardasee „Lugana“ trinken. Der Lugana vom `LLAC ist trotzdem noch ein echter Geheimtipp, dem so schnell niemand das Wasser reichen wird.