Weingut Cantina di Custoza. Hier wird Heimatverbundenheit in alle Welt exportiert
Angefangen hat alles mit gerade mal gut 83 Weinbauern, die sich in den Sechziger Jahren zu Größerem berufen fühlten, und das sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn. Sie schlossen sich damals zur Genossenschaft „Cantina di Custoza“ zusammen, wobei die Custoza ein Untergebiet in der norditalienischen Weinregion Venetien ist. Die Custoza umfasst rund tausend Hektar Rebfläche in der hügeligen Landschaft zwischen Verona und dem Gardasee. Dort gedeihen bis heute die Rebstöcke für die „Cantina di Custoza“, ein Landstrich, den die Mitglieder der Genossenschaft schlichtweg lieben. Und sie sind sich auch keineswegs zu schade, öffentlich zu dieser Liebe zu stehen - etwa auf der Website der Genossenschaft.
Mehr als ein halbes Jahrhundert rasanter Entwicklung
Seit der Gründung der Genossenschaft ist inzwischen mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen. Die Liebe zum Land und zum Wein ist geblieben, aber die Cantina selbst hat sich rapide entwickelt und verändert. Heute gehören ihr 200 Weinbauern an, die zusammen sieben Millionen Flaschen Wein im Jahr produzieren und vermarkten. Ihre Weine werden dabei nicht nur im heimatlichen Italien gern getrunken, sondern weltweit in 16 Länder exportiert.
Das Sortiment der Cantina spiegelt die zwei Pole der Unternehmensphilosophie sehr schön wider. Natürlich ist ihre Rebfläche zum Teil mit internationalen Sorten bestockt. Da gibt es Cabernet-Sauvignon und Merlot auf der roten, Chardonnay auf der weißen Seite. Doch die Liste der autochthonen oder zumindest typisch italienischen Rebsorten ist deutlich länger und sie nehmen auch mehr Platz auf den Rebflächen. Da gibt es die Corvina, die Molinara und die Rondinella, aus denen wunderbare Bardolinos gekeltert werden. Vom Alkoholgehalt her ist dieser Tropfen mit 12,5 Prozent leicht, vom Geschmackserlebnis her aber sehr harmonisch, weich und charaktervoll.
Als Beispiel für Weißweine aus der Cantina sei eine Cuvée aus Trebbiano Toscano, Tocai Friulani, Garganega, Chardonnay und Manzoni hybrid genannt. Auch hier liefert die Cantina einen vergleichsweise leichten Wein mit „nur“ 12,5 Prozent Alkoholgehalt. Aber auch hier gelingt es ihr gleichzeitig eine geschmackliche Intensität. Der Wein funkelt im Glas wie helles Stroh mit goldenen Reflexen, er duftet nach frischen gepflückten gelben Früchten und schmeckt sehr delikat.
Auch Bio ist im Sortiment
Die 200 Weinbauern der Genossenschaft verbindet zwar vieles, aber nicht alle arbeiten nach denselben Prinzipien. Eine nicht mehr ganz kleine Minderheit produziert inzwischen nach biologischen Gesichtspunkten und verfügt über entsprechende Zertifikate. Insofern ist die Cantina di Custoza in der glücklichen Lage, auch Bio-Weine anbieten zu können. Das entsprechende Sortiment umfasst derzeit (Stand Juni 2020) je eine rote, weiße und rosé Cuvée, einen sortenreinen Merlot und einen Spumante.
Apropos Spumante. Schaumweine haben in der Cantina di Custoza einen ganz besonderen Stellenwert. Gleich sechs unterschiedliche Spumante werden angeboten, unter ihnen der bereits erwähnte Bio-Sekt, daneben aber auch ein sortenreiner Rosésekt aus der Corvina und ein besonders leichter Spumante aus der Chardonnay, der lediglich elf Prozent Alkoholgehalt aufweist.
Südtirol, hab‘ acht!
Genossenschaften waren aus den unterschiedlichsten Gründen nicht immer in der Lage, qualitativ mit privaten Weingütern mithalten zu können. Eine Ausnahme bildeten dabei stets die Genossenschaften in Südtirol, die schon lange Spitzenweine liefern. Mit der „Cantina di Custoza“ hat sich jetzt eine Genossenschaft aus Venetien aufgemacht, diese Vorherrschaft der Südtiroler aufzubrechen und zumindest gleichzuziehen.