Rebsorte Mourvèdre. Die Reblaus hat ihrer edlen Karriere stark geschadet
Mourvèdre ist eine edle rote Rebsorte, die in Europa hauptsächlich in Spanien und in Südfrankreich kultiviert wird. Mengenmäßig ist ihre Bedeutung seit dem 19. Jahrhundert kontinuierlich zurückgegangen; ein Schicksal, das sie mit der Bordeauxrebsorte Petit Verdot teilt. Die Erklärung dafür ist einfach: Die Reblaus hat der eigentlich recht robusten Mourvèdre mehr oder weniger den Garaus gemacht. Als der große und für die Weinwirtschaft in vieler Hinsicht fast vernichtende Befall überwunden war, entschieden sich viele Winzer gegen die Mourvèdre. Lieber stockten sie Rebsorten auf, die sich von der Reblaus nicht so leicht unterkriegen lassen. Diese Entscheidung war zwar verständlich, ging aber zum Teil auf Kosten der Qualität. Doch bis heute hat die Rebsorte ihre einstige Bedeutung nicht wiedergewinnen können. Dennoch ist sie nach wie vor stark als „Mischrebe“ oder „Verbesserungssorte“ gefragt. Weine, die mit der Mourvèdre verschnitten werden, bekommen durch sie mehr Kraft und mehr Tannine, zudem wird ihre Lagerfähigkeit verbessert.
Eine Spanierin mit französischem Namen
Mourvèdre liest sich zwar ziemlich Französisch, tatsächlich aber stammt die Rebsorte aus Spanien. Dort war sie früher einmal als „Mataro“ bekannt, heute nennt man sie offiziell Monastrell auf Spanisch oder Monestrell auf Katalanisch. Die Liste ihrer Synonyme erscheint endlos lang, daher seien hier nur einige besonders klangvolle Namen genannt: Alicante (in Andalusien), Balzac Noir, Balzar, Casca, Clairette Noire, Del Reyno, Drug, English Colossal, Flourous, Gayata Tinta, Karis, Marseillais, Murvedr Espar, Negre Trinchiera, Piémontais (im Département Vaucluse), Pinot Fleri, Plant de St. Grilles, Rossola Nera (in Korsika), Tintilla, Tintillo, Torrentes, Uva Tinta, Verema, Vereneta.
Wie auch immer diese Rebsorte regional gerade genannt werden mag, kultiviert wird sie in Frankreich vor allem in der Provence, an der Rhône, in Languedoc-Roussillon und auf der Insel Korsika. In Spanien gedeiht sie an der gesamten Mittelmeerküste, vor allem in Katalonien, rund um Valencia und speziell in den Appellationen Bullas, Jumilla und Yecla. Ihren Namen soll die Mourvèdre übrigens von dem kleinen Weinort Murviedro haben, der in der Nähe von Valencia liegt. Es gibt allerdings auch einige andere Erklärungen zum Ursprung des Namens. International durchgesetzt hat sich die französische Bezeichnung, weil Frankreich vor der Reblaus-Katastrophe die größten Anbauflächen gehabt hat.
Außerhalb Europas wird die Mourvèdre noch in Nordafrika, dort überwiegend in Algerien und Tunesien, sowie im US-amerikanischen Bundestaat Kalifornien geschätzt. Der Grund ist weltweit immer derselbe: Mit etwas Mourvèdre im Verschnitt wird jede Rotweincuvée gleich eine Klasse intensiver und sie lagert deutlich besser. Wer den französischen Châteauneuf-du-Pape liebt, der hat immer auch einen gewissen Anteil von Mourvèdre im Glas. Das Gleiche gilt auch für die großen Gran Riserva, die aus Katalonien kommen. Diese Tropfen können buchstäblich über Jahrzehnte gelagert werden – dank der Mourvèdre.
Jugend ist relativ
Was aber liefert die Rebsorte, wenn ein Winzer tatsächlich das (lohnende) Wagnis eingeht, Mourvèdre sortenrein auszubauen? Hui, dann muss man sich auf einen absolut intensiven Rotwein gefasst machen. Richtig dunkel wird er im Glas liegen, sein Alkoholgehalt wird hoch sein, seine Aromen erinnern an schwarze Beeren und an Pfeffer. Wenn der Wein „jung“ getrunken wird, dann sollte er mindestens fünf Jahre alt sein. Alles, was an Reife danach kommt, macht diesen seltenen Tropfen immer komplexer, immer würziger. Mit den Jahren werden Aromen von Leder, von Trüffel und von eingekochten Früchten dazukommen.