Pinot Noir Neuseeland. Grund genug für Rotweinfans, hier einmal echtes Neuland zu betreten
Sie gilt als wahrhaft königliche Rebsorte und kann selbst die anspruchsvollsten Rotweinfreunde gehörig ins Schwärmen bringen. Für Winzer dagegen ist diese Diva unter den roten Rebsorten nicht immer ganz einfach zu handhaben. Aber wenn es gelingt und sie einen echten Erfolg mit ihr haben, dann machen sie sich damit einen Namen, den die Weinwelt so schnell nicht wieder vergisst. Es geht natürlich um die Sorte Pinot Noir, die auch als Spätburgunder bekannt ist. Ursprünglich im französischen Burgund beheimatet, ist die Sorte heute in den besten Weinregionen rund um den Globus zu Hause. Das gilt neben Südafrika und den USA ganz besonders auch für Neuseeland. Dort ist die Pinot Noir mit einem Anteil von 15 Prozent die Sorte, die am zweithäufigsten kultiviert wird, und zwar sowohl auf der Nord- als auch auf der Südinsel. Damit liegt Pinot Noir in der Rangfolge zwischen zwei weißen Sorten. Sauvignon Blanc ist mit 60 Prozent die Hauptrebsorte Neuseelands, Chardonnay nimmt mit knapp zehn Prozent den dritten Rang ein.
Hier werden Weinweisheiten auf den Kopf gestellt
Neuseeland liegt bekanntlich auf der Südhälfte des Globus und entsprechend ist dort einiges deutlich anders als bei uns. So ist zum Beispiel die Nordinsel der deutlich wärmere Teil des Landes. Da unsere Madame Pinot Noir es eher kühl mag, gibt sie hier nur in einem einzigen Weingebiet den Ton an. Die Güter, die sich nahe der Städte Masterton, Gladstone und Martinborough befinden, liegen im Gebiet Wairarapa und haben einen exzellenten Ruf für ihre Rotweine aus Cabernet-Sauvignon und unserer Pinot Noir. Letztere sind an ihrer ganz besonderen Dichte und an den Schokolade-Aromen erkennbar, die sich unter Anklänge von reifen Pflaumen und pfeffrigen Gewürzen mischen.
Der Süden hat es in sich
Zu ihrer absoluten Hochform freilich läuft die Rebsorte Pinot Noir erst in den Anbaugebieten der Südinsel Neuseelands auf. Dort, vor allem in der berühmten Region Marlborough zeigt sie, was in ihr steckt. Marlborough ist inzwischen ein riesiges Gebiet, das rund 25.000 Hektar Anbaufläche umfasst. Es sind vor allem die Sauvignon Blancs, die das Renommee der Region begründet haben. Doch auch die Pinot Noirs überzeugen auf ganzer Länge; sie sind elegant, haben eine gute Struktur und begeistern mit einem umwerfenden Kirscharoma. Darin ähneln sie übrigens den Pinot Noirs aus der im Vergleich eher unbekannten Region Nelson. Fans von Pinot Noirs aus Marlborough sollte sich unbedingt einmal an die Tropfen aus Nelson heranwagen.
Doch die coole Südinsel hat noch einiges mehr auf Lager. Da sind zum Beispiel auch die Weinregionen Waipara Valley, Canterbury und das noch junge Gebiet Waitaki Valley. Im Waipara Valley gelten die Winzer als experimentierfreudig, Canterbury produziert hervorragende trockene Pinot Noirs (die leider zu oft im Schatten Marlboroughs stehen) und auf die Pinot Noirs aus dem Waitaki Valley darf man gespannt sein – die Ansätze sind vielversprechend.
Ein Höhepunkt im doppelten Sinne stellt schließlich die Region Central Otago dar. Sie verfügt über die südlichste Anbauregion der Welt und die höchste in Neuseeland. Von hier kommen Pinot Noirs, die Kennern das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Eine knackige Frische paart sich mit wunderbaren Tanninen, deutlich erkennbare Aromen von Beeren werden mit Anklängen von feinen Kräutern gewürzt. Noch sind diese Weine bei uns nur schwer erhältlich. Doch wer Pinot Noir liebt, für den lohnt sich die Suche.