Pinot Noir aus den USA. Cooler Genuss aus Kalifornien und Oregon
Weinkenner wissen es: Die Rebsorte Spätburgunder oder Pinot Noir, wie sie international genannt wird, ist eine Diva. Sie mag es nicht zu heiß, aber auch nicht zu kalt. Sie ist anspruchsvoll, was das Terroir anbelangt, braucht gute Lagen und im Keller viel Fingerspitzengefühl. Das alles, um am Ende doch nicht unbedingt in jedem Fall Spitzenweine hervorzubringen. Aber wenn ihr gerade danach ist, dann bitte anschnallen! Gelungene Spätburgunder gehören zum Besten, was die Rotweinwelt zu bieten hat. Das gilt heute nicht mehr nur für Europa, sondern auch und sogar zunehmend für die USA. Die edelsten Vertreter dieser Rebsorte kommen dort aus Kalifornien und aus Oregon.
Kalifornische Winzer produzieren nicht nur klassische Spätburgunder
Dass die kalifornischen Winzer mit europäischen Rebsorten umzugehen wissen, haben sie längst bewiesen. Aber Pinot Noir? Und dann ausgerechnet aus Kalifornien? Tatsächlich ist das möglich, denn Kalifornien ist ein sehr großer Bundesstaat der USA ist und weist keineswegs nur ein durchgängig sonniges und warmes Klima auf. Nördlich von San Francisco etwa, praktisch gleich hinter der Golden Gate Bridge, liegen drei Counties, die es dank der Nähe zum Pazifik nachts recht kühl bis hin zu kalt haben. Die Spanne zwischen den Höchst- und den Tiefstwerten binnen 24 Stunden können stolze 20 Grad Celsius betragen – das mag der Spätburgunder! Aus den Weingütern der Counties Marin, Sonoma und Mendocino kommen denn auch einige wirklich wunderbare Pinot Noirs, die ihren europäischen Vorbildern alle Ehre machen. Doch nicht nur im Norden San Franciscos spielt Pinot Noir bei den Winzern eine bedeutende Rolle. Die ersten Anpflanzungen gab es vielmehr im Süden der Stadt, immer die Küste lang bis hinunter nach Santa Barbara. In den Siebziger Jahren begannen Winzer dort mit Pinot Noir zu experimentieren. Das Ergebnis sind nicht nur einige Jahrzehnte wertvoller Erfahrungen, sondern auch Weine, die das absolute Nonplusultra an kalifornischen Pinot Noirs darstellen. Diverse Winzer produzieren dort inzwischen biodynamisch, ökologisch oder mindestens „naturnah“. Sie geben der Rebsorte die Chance, sich je nach Terroir zu entwickeln. Ein Winzer hat das einmal so ausgedrückt: „Pinot Noir ist der Lautsprecher des Terroirs“. Der Geschmack entscheidet sich entsprechend draußen in der Natur, die Kellertechnik spielt im Vergleich eine eher untergeordnete Rolle. Für den Weinfreund bedeutet das, dass er aus dieser Region Kaliforniens sehr eigenständige, charaktervolle Spätburgunder bekommt, die nicht mehr den europäischen „Originalen“ nacheifern.
Oregon ist europäischen Weinbaugebieten in vielem ähnlich
Konkurrenz hat Kalifornien allerdings nicht nur innerhalb seiner eigenen Staatsgrenzen. Vor allem die Nachbarn im Norden bieten den kalifornischen Winzern die Stirn. In Oregon ist fast die Hälfte der Rebfläche mit Pinot Noir bestockt; zusammen bringen es die beiden Staaten übrigens auf rund 14.000 Hektar damit. Obwohl der Löwenanteil davon in Kalifornien liegt, machen Spätburgunder aus Oregon zunehmend von sich reden. Das Anbaugebiet ist jung, erst vor rund fünf Jahrzehnten nahm der Weinbau hier seinen Anfang. Die Tatsache, dass sich sehr viele Winzer auf die Rebsorte Pinot Noir konzentrieren liegt am Klima. Das ist in Oregon ähnlich wie in jenen Anbaugebieten Europas, die den besten Pinot Noir hervorbringen. Kein Wunder also, dass Spätburgunder aus Oregon als der „europäischste“ Pinot Noir der USA gilt. Wer klassische Spätburgunder liebt, dem eröffnet sich hier eine in jedem Sinne neue Welt des Probierens und des Genusses.