Pinot Nero aus Italien. Der Widerspenstigen Zähmung auf tirolerisch
Ein Wein aus dieser Rebsorte kann ein himmlischer Genuss sein. Doch nicht jeder Winzer traut sich an die Pinot Nero heran. Pinot Nero ist der italienische Name für Spätburgunder. Mehr als einmal ist diese Sorte als – wir zitieren, wir stellen nicht fest - „Fluch und Segen“ bezeichnet worden. Was macht Pinot Nero so schwierig? Nun, wenn diese Rebsorte ihr ganzes (wunderbares) Potenzial entfalten soll, dann muss einfach alles stimmen. Pinot Nero ist eine Primadonna, eine Diva. Sie kann launisch sein, ist unberechenbar und fragil. Aber an einem guten Tag, oder in einem guten Jahrgang, sprüht sie vor Eleganz, ist tiefgründig, geistreich, interessant und aufregend. Um aus dieser Rebsorte einen göttlichen Tropfen zu machen, müssen nicht nur Bedingungen wie Bodenbeschaffenheit, Klima und Lichteinstrahlung stimmen. Dazu braucht es auch einen Kellermeister, der der Rebsorte im übertragenen Sinne das Wasser reichen kann. In Italien gibt es solche Bedingungen und es gibt solche Kellermeister. Vor allem in Südtirol.
Aller Anfang ist schwer
Regionale Ursprünge lassen sich im Weinbau oft nicht genau nachvollziehen. Anders ist das bei der Pinot Noir und ihrer Ankunft in Südtirol. Die ersten Rebstöcke wurden dort im Jahr 1838 von Burgund an die Landwirtschaftliche Vereinigung geschickt. Lang ist’s her; Südtirol gehörte damals sogar noch zu Österreich. Ein paar Jahrzehnte später hatte sich die Rebsorte zwar nicht auf breiter Front durchgesetzt (wie gesagt, Fluch und Segen), aber einige Gebiete waren trotzdem bereits überregional für die Qualität ihrer Spätburgunderweine berühmt geworden. Dazu zählen etwa Gries, Novacella und Rametz. Später kamen in dieser ersten Phase Mazzon und Egna dazu.
Die Toskana folgte mit Erfolg
Die äußerst wohlschmeckenden Erfolge mit der Pinot Nero blieben natürlich auch Winzern in anderen italienischen Anbaugebieten nicht verborgen. Und so zogen sie nach und pflanzten die kapriziöse, im wahrsten Sinne des Wortes dünnhäutige Sorte an – im Aostatal, im Trentino, in der Toskana, in den Marken und in Venetien. Nicht überall konnten die Ergebnisse der Südtiroler wiederholt werden. Tatsächlich gab es mehr Niederlagen als Siege; wirklich durchgesetzt hat sich die Rebsorte – bis auf eine Ausnahme - nur in der Toskana. Die Asunahme ist übrigens ausgerechnet das kleine Anbaugebiet Molise, das zwischen Kalabrien und den Abruzzen wie eingeklemmt wirkt. Trotzdem, der Pinot Nero gefällt es hier und einige Winzer bringen wunderbare Weine aus ihr hervor.
Was hat sie, das andere nicht haben?
Wenn es um rote Reben geht, dann gilt die Pinot Nero, die auch als Pinot Noir, Spätburgunder oder Blauburgunder bekannt ist, weltweit als absolute Edelsorte. Obwohl sie „Burgund“ im Namen trägt, stammt die Varietät aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Wallis in der heutigen Schweiz. Die eher schwierige Pinot Nero reagiert im Weinberg empfindlich auf starke Temperaturunterschiede. Sie braucht beste Lagen auf südlich ausgerichteten Hängen und kalkhaltige Böden. Für Krankheiten wie Chlorose oder Fäulnis ist sie äußerst anfällig und die dünne Haut ihrer Trauben reißt schnell. Das führt schnell dazu, dass sie vor der Zeit ihren Saft verliert. Wenn sich dennoch die Anbauflächen in Italien und anderen Regionen stetig vergrößern, dann nur aus einem Grund: den unglaublichen Aromen und dem Geschmack eines Spitzenweines aus der Pinot Nero. Wenn ein solcher Tropfen zusätzlich noch gut altert, dann ergibt das einen der komplexesten Rotweine überhaupt auf der Welt.