Chardonnay aus den USA. Ein europäischer Welterfolg wird in den USA fortgesetzt
Lange ist es so gewesen, dass der Begriff „Weißwein aus den USA“ quasi gleichbedeutend war mit „Chardonnay aus den USA“. Die weiße Rebsorte, die im französischen Burgund beheimatet ist, hat in den USA eine so famose Karriere hingelegt, dass sie keinerlei Konkurrenz fürchten musste; weder bei den Winzern der neuen Weinwelt, noch bei den Endverbrauchern. Das hat sich inzwischen zwar ein wenig geändert, die unangefochtene Nummer eins unter den weißen Rebsorten ist die Chardonnay deshalb aber in den Vereinigten Staaten immer noch. Mit rund 45.000 Hektar Rebfläche hält sie nach wie vor einen unerreichten Spitzenplatz inne. Selbst die Franzosen räumen dieser Rebsorte nicht sehr viel mehr Platz ein! Rein räumlich gesehen dürften die Amerikaner ihren „Vorbildern“ also einen gehörigen Schrecken einjagen. Auch in der Qualität stehen viele Tropfen den „Originalen“ in nichts nach.
Chardonnay aus Kalifornien – aber nicht nur
Warum wird die Rebsorte Chardonnay weltweit so gern gepflanzt? Das hat damit zu tun, dass sie sehr anpassungsfähig ist und an noch so unterschiedlichen Standorten gute, sehr gute und manchmal eben auch schlicht hervorragende Ergebnisse zeitigt. Eine Region, mit der sie ganz besonders gut zurechtkommt, ist Kalifornien. Und dort, in Livermoor, hat auch ihr Siegeszug in Übersee begonnen. Es war Ernest Wente, der im Napa Valley in den Vierziger Jahren genau den züchterisch bearbeiteten Klon aussuchte, der zum durchschlagenden Erfolg wurde. Er pflanzte ihn in seinen Wente Vineyards im County Napa – der Rest ist Geschichte.
Chardonnays aus den USA und hier vornehmlich aus dem nördlichen Kalifornien werden gern sortenrein gekeltert und überzeugen dann mit viel Frucht und bombastischen Aromen. Die Tropfen weisen dann in aller Regel auch einen hohen Alkoholgehalt auf. Dass es auch anders geht, beweisen Winzer, die entweder bereits einer neuen Generation angehören oder in anderen Anbaugebieten produzieren. Im südlichen Kalifornien etwa, beispielsweise in Santa Maria oder Santa Barbara, fallen die Chardonnays etwas frischer aus. Weinfreunde, die diesen Stil bevorzugen, dürfen sich zudem bei hoher Qualität über kleinere Preise im Vergleich zu den Klassikern freuen. Noch jedenfalls!
Andere Weinbaugebiete haben auch schöne Lagen
Obwohl Chardonnay aus den USA in Europa fast ausschließlich mit Kalifornien assoziiert wird, können Weinfreunde auch in anderen US-Bundesstaaten große Entdeckungen machen. Das trifft besonders für Washington zu, der im Norden an Kanada und im Westen an den Pazifischen Ozean grenzt. Hier ist es deutlich kühler als im Sonnenstaat Kalifornien, aber auch hier ist Chardonnay die Rebsorte Nummer eins unter den weißen Varietäten. Hier reift das Pflanzmaterial länger und bildet auch andere Aromen aus. Chardonnays aus diesem Anbaugebiet duften typischerweise nach grünem Apfel und sie haben eine feine Säure. Auch in Oregon, das zwischen Washington und Kalifornien liegt, werden interessante Chardonnays produziert.
Chardonnay kann auch prickeln
Doch noch einmal zurück nach Kalifornien, wo von den Weingütern nicht nur große Qualität geliefert wird. Wegen der riesigen Rebfläche werden dort auch jene Chardonnays produziert, die die weltweite Nachfrage als Massenprodukt stillen können. Die entsprechenden Weingüter befinden sich im kalifornischen Längstal (California Central Valley), das sich rund 600 Kilometer lang zwischen San Francisco und Los Angeles erstreckt. Aber Vorsicht, neben Masse gibt es selbstverständlich auch hier sehr viel Klasse. Und: Im Central Valley haben diverse europäische Champagnergrößen ihre Finger im Spiel. Sie produzieren hier mit früh gelesenen Chardonnaytrauben aus kühleren Lagen exzellente Schaumweine.