Chardonnay aus Frankreich. Aromatische Kraft mit viel Charme
Sie ist die weiße Rebsorte, die seit den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine schier unglaubliche Karriere hingelegt hat: Von ihrer Heimat Frankreich aus hat sich die Chardonnay zu der weltweit beliebtesten und flächenmäßig am weitesten verbreiteten weißen Rebsorte überhaupt entwickelt. Der Aufstieg war so rasant, dass Frankreich inzwischen sogar von der Anbaufläche her überflügelt wurde. Im US-Bundesstaat Kalifornien stehen nämlich rund 44.000 Hektar Fläche unter der Chardonnay, während Frankreich mit „nur“ 43.900 Hektar aufwarten kann. Die Hauptflächen davon wiederum befinden sich im Burgund und in der Champagne. Doch auch an der Loire, im Midi, im Jura und im Elsass findet die Chardonnay gute Wachstumsbedingungen vor. Auch die französischen Nachbarn haben ein Faible für Chardonnay. Die Sorte wird etwa in Deutschland, Italien und in Spanien oft und gern kultiviert.
Vom Libanon nach Frankreich und in die ganze Welt
Ein so großer Erfolg wie der der Chardonnay hat immer mehr als einen Grund. Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass Chardonnay ohnehin zu den besten Weißweinrebsorten zählt, die es auf der Welt gibt. Sie stammt aus der Familie der Burgundersorten und dürfte eine Spielart des Weißen Burgunders sein. Ihr eigentlicher Ursprung wird im Libanon vermutet, wo sich in grauen Vorzeiten Heunisch und ein Burgundergewächs natürlich gekreuzt haben. Auf uralten Handelswegen gelangte sie dann nach Frankreich, wo sie sozusagen eingebürgert wurde. Heute jedenfalls wird Chardonnay generell als einheimische Rebsorte Frankreichs angesehen. Ihren Namen hat sie wahrscheinlich von dem gleichnamigen Ort im Département Saône-et-Loire in Burgund, doch ganz gesichert ist auch diese Annahme bislang noch nicht. Unzweifelhaft aber ist, dass es nicht allzu viele Synonyme für die Sorte gibt. Vereinzelt ist von ihr als „Feinburgunder“ oder „Pinot Chardonnay“ die Rede, doch offiziell zulässig ist das innerhalb der Europäischen Union nicht. Hier darf sie ausschließlich Chardonnay genannt werden. Keine Regel ohne Ausnahme: In Österreich ist auch die Bezeichnung „Morillon“ erlaubt.
Fruchtig, kräftig, alkoholreich
Es sind trockene, körperreiche Weine, die in Frankreich aus der Chardonnay gekeltert werden. Ihr Alkoholgehalt hat es in sich; weniger als 13 Prozent sind es fast nie, mehr dagegen recht häufig. Man darf von diesen Weinen viel erwarten, vornehme Zurückhaltung allerdings nicht. Chardonnay-Weine sind sehr aromatisch und im Geschmack ausgesprochen kräftig und fruchtig. Irrtümlich werden sie deshalb nicht selten als halbtrocken eingestuft. Typisch sind Aromen von Mandeln und Nüssen, bei den Früchten dominieren Äpfel und Pfirsiche. Doch das sind lediglich Anhaltspunkte, die je nach Terroir und nach Ausbau auch ganz anders ausfallen können. Ein Beispiel: Beim Ausbau im Barrique wird die Säure im Chardonnaywein nach und nach abgebaut und macht würzig-sahnigen Anklängen Platz. Dann gesellt sich zu den Fruchtnoten zum Beispiel auch mal Banane, zu den Mandeln ein Hauch Vanille. Doch nicht nur der Ausbau, auch die Lagerung hat auf Chardonnay-Weine einen deutlichen Einfluss. So werden gute Tropfen mit dem Alter nicht nur komplexer, sondern auch eleganter.
Anpassungsfähig und doch unverwechselbar
Chardonnay ist auch deshalb international bei Winzern so beliebt, weil die Sorte sich bestens anpassen kann; sie ist nicht nur in Sachen Wachstumsbedingungen, sondern auch im Geschmack flexibel. Was das bedeutet? Das bedeutet, dass sie Terroirs widerspiegeln kann – ein Traum für Weingüter mit erstklassigen Lagen und dem Anspruch auf Unverwechselbarkeit. Je nach der Mineralität des Bodens verändert sich also der Geschmack des Weines. Was beim französischen Chardonnay jedoch immer gleich bleibt, ist die Tatsache, dass es ein geschmacklich kräftiger Wein ist. Bei Tisch sollte er deshalb nicht mit Speisen kombiniert werden, die ebenfalls viel Würze in sich bergen. Chardonnay zu einem indischen Curry? Besser nicht! Harmonischer sind leichte, feine Gerichte die zum Beispiel mit Fisch und/oder Meeresfrüchten zubereitet werden. Auch helles Fleisch passt bestens zum Chardonnay, von Schwein über Kalb bis hin zu Geflügel.