Chardonnay aus Deutschland. Später Start mit starkem Sprint
Chardonnay. Weltweit ist diese weiße Rebsorte ein Favorit sowohl bei Winzern als auch bei Weinliebhabern und das, obwohl sie durchaus anspruchsvoll ist. Chardonnay hat deshalb eine immense weinwirtschaftliche Bedeutung und nimmt – global betrachtet – etwa dreimal so viel Rebfläche ein wie zum Beispiel Riesling. In Deutschland wurde ihr Anbau erst vergleichsweise spät zugelassen, im Jahr 1991. Seitdem aber ist die Rebsorte auch hier nicht mehr aufzuhalten. Jahr für Jahr werden rund 100 Hektar Rebfläche mehr damit bestockt. So wuchs laut dem Deutschen Weininstitut ihr Flächenanteil von 2100 Hektar in 2018 auf 2222 Hektar in 2019. Insgesamt sind 21, Prozent der deutschen Rebfläche mit Chardonnay belegt.
In drei Anbaugebieten fühlt Chardonnay sich besonders wohl
Wo diese international gefeierte Rebsorte ihren Ursprung hat, ist nicht bis ins Letzte geklärt, höchstwahrscheinlich aber stammt sie aus dem heutigen Libanon, also aus Vorderasien. Dort dürften sich in grauen Vorzeiten Pinot und Heunisch gekreuzt und somit die Chardonnay hervorgebracht haben. Auf alten Handelswegen kam sie dann nach Frankreich, wo sie heute als einheimisch gilt und der Familie der Burgundergewächse zugerechnet wird.
Doch zurück nach Deutschland und hier vor allem in die Anbaugebiete Rheinhessen, Pfalz und Baden. Dieses Trio kann das Gros der Anbauflächen mit Chardonnay für sich verbuchen, wobei Rheinhessen mit 827 Hektar die Nase vorn hat. Generell weisen die deutschen Chardonnay-Weine ein hohes Qualitätsniveau auf, die besten wird man aber wohl in kleinen Pflanzungen am Kaiserstuhl sowie an der Südlichen Weinstraße in der Pfalz finden. Dort bieten sich der Rebsorte schlicht die optimalen Bedingungen für ein gesundes Wachstum.
Von sommerlich bis wuchtig ist alles drin
Was kann der Kellermeister nun aus seinen Chardonnay-Trauben zaubern? Alles! Die Sorte hat das Potenzial für frische sommerliche Qualitätsweine aus dem Edelstahltank, die perfekt zur Grillparty, zu leichtem Fisch oder solo zu einem lauen Abend auf dem Balkon passen. Chardonnay hat aber auch das Zeug, zu wuchtigen, staubtrockenen Ausleseweinen ausgebaut zu werden. Natürlich gibt es auch dazwischen noch diverse Stufen, mit der Auslese aber erfährt die Chardonnay ihren Zenit. Diese Weine reifen in Barriquefässern und sind klassische weiße Tropfen für einen „Anlass“. Bei Tisch verdient ein solcher Wein deshalb auch Speisen, die es mit ihm aufnehmen können. Große Braten zum Beispiel, aber gern auch Pasteten und Terrinen. Wird der Chardonnay zum Dessert gereicht, dann harmoniert er gut mit einer Käseauswahl.
Auch Rebsorten können erröten
Geschmacklich können sich junge und gereifte Chardonnays durchaus etwas unterscheiden. Typisch für beide sind aber fruchtige Aromen, vor allem von Melonen, Stachelbeeren und noch nicht ganz reifen Äpfeln. Bei den älteren Weinen darf man dann dank Anklängen an Honig und Holz mehr Tiefe und Wärme erwarten.
Ganz und gar nicht alt, sondern taufrisch und jung ist eine Variante der Chardonnay: die „Rosa Chardonnay“. Gezüchtet wurde sie in der Hochschule Geisenheim, die für ihre Neuheit eine höhere Fäulnisfestigkeit gegenüber der weißen Chardonnay in Anspruch nimmt. Zudem soll die Rosa Chardonnay Weine hervorbringen können, die (noch) körperreicher und komplexer sind als die Klassiker. Ob es stimmt? Weinfreunde werden sich wohl noch etwas gedulden müssen, bevor sie das erforschen können. Die Rosa Chardonnay ist erst im Februar 2020 vom Bundessortenamt für die Herstellung von Qualitätsweinen zugelassen worden. Die ersten sechs Hektar Rebfläche, die damit bestockt wurden, befinden sich in Rheinland-Pfalz.