Merlot aus Frankreich. Verneigung vor einem Mitglied des Wein-Hochadels
Sie ist unkompliziert und macht nicht viel Aufhebens um sich. Das kann diese Rebsorte sich leisten, denn sie gehört so oder so zum absoluten Hochadel der Weinkultur. Merlot ist anpassungsfähig und stellt weder an das Klima noch an die Bodenbeschaffenheit allzu große Ansprüche. Kein Wunder also, dass die rote Rebsorte auf allen Kontinenten sehr populär ist – bei Winzern ebenso wie bei Weinkonsumenten. Gleichzeitig bringt sie aber bei aller Bescheidenheit Weine hervor, die zu den besten und exklusivsten auf der ganzen Welt gehören. Die Heimat dieser fabelhaften Rebsorte ist Frankreich. Ein Grund mehr, sich näher mit der Merlot-Traube zu beschäftigen.
Jugendlich und gleichzeitig schon legendär
Fangen wir am besten mit dem Anfang an. Neuere DNA-Analysen haben ergeben, dass die Rebsorte aus einer Kreuzung der eher unbekannten Magdeleine Noire de Charentes mit Cabernet Franc entstanden. Merlot ist aber kein Retortenbaby, es darf durchaus von einer natürlichen Kreuzung ausgegangen werden. Die Sorte wurde, um im Bild zu bleiben, in eine berühmte Adelsfamilie hineingeboren, der zum Beispiel auch Cabernet-Sauvignon angehört. Merlot ist dabei eines der jüngsten Familienmitglieder. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wird die Sorte erstmals in einem Dokument erwähnt. Ein weiteres Indiz für die „Jugendlichkeit“ der Sorte ist die Tatsache, dass es so gut wie keine Synonyme gibt, wenn man einmal vom ursprünglichen Namen „Merlau“ absieht. Das ist die französische Bezeichnung für „Amsel“. Amseln haben schon manchem Winzer den Schlaf geraubt, denn sie fressen mit Begeisterung die Trauben, die in der Folge nach ihnen benannt worden sind. Vor allem im Weinbaugebiet Bordeaux wird die Merlot in Frankreich kultiviert. Dort bringt sie auch einen der besten Rotweine der Welt hervor – den legendären „Château Pétrus“. Dieser Ausnahme-Wein ist natürlich nichts für jeden Tag, nichts für jeden Geldbeutel und ergo (leider) auch nicht für jeden Weinfreund zugänglich. Wie tröstlich, dass Merlot auch preiswerter zu haben ist!
Ein klassischer Cuvéepartner in Bordeauxweinen
Heutzutage wird Merlot in Frankreich überwiegend mit anderen Rotweinsorten verschnitten, oft und gern mit Cabernet-Sauvignon. Merlot hat in diesen klassischen Bordeaux-Cuvées die Aufgabe, die Tropfen weich und harmonisch zu machen. Eine Anforderung, die die Sorte bestens erfüllt, ist sie doch säurearm und ausgesprochen vollmundig. Dieselben Eigenschaften kommen ihr natürlich auch bei einem sortenreinen Ausbau zugute. Wenn der gut gelingt, dann ist anschließend ein Wein im Glas, dem man seine Qualität bereits ansehen kann. Die tiefe, dunkelrote Farbe ist wie ein Versprechen, das ein Bouquet von Fruchtaromen auch tatsächlich erfüllt. Es duftet nach reifen, saftigen Kirschen und dunklen Früchten wie Fliederbeeren, Brombeeren und späten Pflaumen. Wenn der Wein länger reifen darf, ziehen sich die Fruchtaromen ein klein wenig zugunsten von Kräuternoten zurück. Das ist aber schon wieder ein Stück Luxus, denn im Alltag kann Merlotwein bestens bereits jung getrunken werden, weil er früh zugänglich ist. Natürlich macht ihn das auch zu einem wunderbaren Begleiter bei Tisch – nicht nur in Frankreich!
À la table!
Überall, wo ein gutes kräftiges Gericht mit Wild, Lamm oder Rindfleisch serviert wird, schmeckt ein Glas Merlot dazu. Vegetarier schenken den Wein zu einem gut gewürzten Auflauf ein, der zum Beispiel mit Kartoffeln, Auberginen, Kürbis oder Rosenkohl zubereitet wurde. Die weichen Tannine des Merlots passen darüber hinaus sehr gut zu mittelreifen Käsesorten. Am besten ist es wohl, selbst herauszufinden, zu welchem Gericht Merlot am besten schmeckt. Genug Weine dafür werden auch in Zukunft garantiert produziert. Frankreich hat knapp 120.000 Hektar Fläche mit Merlotreben bestockt; das größte Anbaugebiet innerhalb des Landes ist das Bordelais.