Merlot Spanien. Eine Rebsorte im Aufwind
Auch wenn es hier um spanischen Merlot geht, handelt es sich natürlich um eine französische Rebsorte. DNA-Analysen haben eindeutig ergeben, dass Merlot eine (wohl natürliche) Kreuzung aus Cabernet Franc und der eher unbekannten Magdeleine Noire des Charentes ist. Der berühmte Cabernet Sauvignon ist somit quasi der große Bruder der Merlot, die in dieser Familie ganz sicher das jüngste Mitglied ist. Warum das mit Sicherheit angenommen werden darf? Zum einen, weil die Sorte erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts zum ersten Mal schriftlich erwähnt wird, in Bordeaux. Zudem gibt es auch keine Synonyme, was ein weiterer Hinweis auf das eher zarte Alter der Sorte ist. Abgesehen vom ursprünglichen Namen Merlau, der vom französischen Wort für „Amsel“ stammt, ist Merlot überall auf der Welt unter genau diesem Namen bekannt. Und was hat es mit der Amsel auf sich? Diese Vögel knabbern mit Hingabe Merlottrauben an! Traumhaft für sie, aber ein Albtraum für die Winzer.
Die große Liebe der internationalen Weinwelt zu Merlot hat natürlich auch die südlichen Nachbarn der Franzosen nicht kaltgelassen. In Spanien stehen heute rund 15.000 Hektar unter Merlotreben und Jahr für Jahr werden es mehr. Die Popularität hat dabei nicht nur etwas mit der großen Anpassungsfähigkeit dieser Rebsorte zu tun. Auch, was die spanischen Kellermeister daraus zaubern, spielt eine wichtige Rolle. Es lohnt sich also, spanischen Merlot zu probieren. Den größten Anteil an den Rebflächen dafür nehmen Katalonien, Navarra, Aragon und Kastilien-La Mancha ein.
Sortenrein oder als klassischer Bordeauxverschnitt
Merlot ist zwar populär, doch noch nimmt sie unter den internationalen roten Rebsorten in Spanien nach Cabernet Sauvignon und Syrah „nur“ den dritten Platz ein. Viele Winzer verarbeiten sie im klassischen Bordeauxverschnitt mit Cabernet Sauvignon, andere kombinieren sie gern und erfolgreich mit Tempranillo. Doch mehr und mehr Erzeuger gehen inzwischen zum sortenreinen Ausbau über. Das gilt vor allem für Produzenten in Katalonien, Aragon und Navarra.
Ein Bukett wie ein ganzer Obstkorb
Sortenrein ausgebaut offenbaren Merlotweine alle Vorteile dieser Rebsorte. Spanische Merlots können schon jung mit großem Genuss getrunken werden, sie weisen weiche Tannine auf und ihre Aromen lassen das Wasser im Munde zusammenlaufen. Da duftet es nach dunklen Kirschen, nach Fliederbeeren, Brombeeren und reifen, saftigen Pflaumen. Wenn der Wein dann schon ein wenig älter ist, gesellen sich auch noch Noten von würzigen Kräutern dazu. Für den Weinfreund hat ein sortenreiner Merlot eigentlich nur Vorzüge. Eigentlich. Einen Mini-Minuspunkt gibt es nämlich doch: Sortenreiner Merlot ist oft nicht so lagerfähig wie Rotweine aus Cabernet Sauvignon oder Tempranillo. Das ist in Spanien genauso wie in anderen Anbauländern.
Merlot ist eine recht unkomplizierte Rebsorte für den Winzer, die dennoch spektakuläre Tropfen hervorbringen kann. Kein Wunder also, dass die Spanier in der jüngeren Vergangenheit mit der Rebsorte experimentiert haben. So gibt es etwa auch immer mehr Roséweine, die aus dieser Sorte gekeltert werden. Der vielleicht berühmteste spanische Merlot stammt aus dem traditionsreichen Weingut Bodega Vega Sicilia, das als eines der ersten überhaupt Ende des 19. Jahrhunderts Merlot in Spanien angepflanzt hat. Hier, in der OD Ribera del Duero, wird er mit der typisch spanischen Sorte Tempranillo verschnitten.