Sauvignon Blanc aus Australien. Cooler Wein für einen heißen Kontinent
Von 20 auf 6100 in 50 Jahren. Natürlich geht’s hier nicht um Geschwindigkeit, sondern vielmehr um die Verbreitung der Rebsorte Sauvignon Blanc in Australien. In einem halben Jahrhundert hat die coole weiße Rebsorte dort eine Riesenkarriere hingelegt. 1970 waren „down under“ vergleichsweise bescheidene 20 Hektar mit ihr bestockt, heute sind es stolze 6100 Hektar und die Tendenz ist weiter steigend. Sauvignon Blanc ist dabei in allen Weinbaugebieten des Kontinents anzutreffen; die größte wirtschaftliche Bedeutung aber hat sie in den Regionen Adelaide Hills und Margaret River erlangt. Daneben können auch Tasmanien, Orange und das Yarra-Tal mit großen Anbauflächen aufwarten.
Eine traditionelle Rebsorte wird neu interpretiert
Die Tatsache, dass diese weiße Rebsorte vor 50 Jahren noch kaum eine Bedeutung in Australien hatte, beweist gleich zwei Dinge: Zum einen, dass die Sauvignon Blanc bei Weitem (noch) nicht so tief in der australischen Geschichte der Weinindustrie verankert ist wie etwa Riesling oder Shiraz bei den roten Sorten. Es beweist aber auch, dass sich die Produzenten an den Geschmack und an die Nachfrage der Konsumenten anpassen. Ganz ohne Zweifel hat die Sauvignon Blanc weltweit einen unglaublichen Schub erlebt und lehrt Sorten wie Chardonnay und Riesling das Fürchten. Die Sauvignon Blanc ist in Frankreich beheimatet und bringt dort einige der besten Weißweine hervor, die die Weinwelt heute kennt. Das gilt vor allem, wenn die Herkunftsbezeichnung die zauberhaften Ortschaften Sancerre und Pouilly-Fumé ausweist...
Selbstverständlich haben solche Spitzenweine weltweiten Vorbildcharakter, doch Australien gehört zur neuen Weinwelt. Und die hat bekanntlich mit den stolzen europäischen Rebsorten ihren ganz eigenen Weinstil entwickelt. So ist es auch mit der Sauvignon Blanc. Für den australischen Weinfreund ist es wichtig, dass ein Tropfen jung getrunken werden kann. Eine Flasche kaufen und dann weglegen bis zum Sanktnimmerleinstag? Das ist für die Mehrheit der Weinfans down under keine Option. Sie erwarten, dass ihr Sauvignon Blanc das Weingut nicht nur absolut trinkfertig verlässt, sondern auch bereits sein Potenzial ausgeschöpft hat – zumindest weitestgehend.
Eine Rebsorte, viele Möglichkeiten
Die australischen Winzer können diesen Anspruch erfüllen, sie können aber auch noch mehr. Sauvignon Blanc kommt „down under“ in diversen unterschiedlichen Richtungen auf den Markt. Der eine wird kurz im Edelstahltank ausgebaut, der andere reift länger im Holzfass. Es gibt knackig-frische Verschnitte mit einem großen Anteil an Sauvignon Blanc und es gibt sortenreine Sauvignon Blancs, denen es an Frische ebenfalls nicht mangelt, die aber vielleicht eine etwas deutlichere Frucht aufweisen. Es gibt preiswerte Tropfen, mittelpreisige und ja, auch in Australien gibt es die ganz großen Premiumweine, für die man richtig tief in die Tasche greifen muss. Die Bandbreite des Angebots ist also riesengroß.
Die Weine aus den zwei Hauptgebieten lassen sich dennoch recht gut voneinander unterscheiden. Adelaide Hills ist das kühlere Anbaugebiet, das lebendige, sehr frische und gleichzeitig aromatische Sauvignon Blancs hervorbringt. In aller Regel werden diese Tropfen sortenrein gekeltert. Bei eingefleischten Sauvignon Blanc-Fans in Australien sind die Weine aus Adelaide Hill der Maßstab aller Dinge. Die gesamte Rebfläche dort umfasst 3052 Hektar (Stand September 2020), die Lagen befinden sich in Höhen zwischen 150 und 720 Meter über Normalnull.
In Margaret River dominieren Sauvignon Blancs, die oft mit Semillon verschnitten werden. 4875 Hektar sind dort mit Sauvignon Blanc bestockt. Margaret River gilt in Australien als eine Region für Gourmets, deshalb werden dort auch einige Sauvignons Blancs gekeltert, die mehrere Monate im Holz lagern. Im Gegensatz zu den Tropfen aus Adelaide Hills haben die Sauvignon Blancs aus Margaret River neben viel Frische auch noch einen delikaten Unterton aus Kräutern.