Deutscher Grauburgunder. Schmeckt von leicht und spritzig bis kräftig gehaltvoll
Liegt irgendein Weißwein derzeit international stärker im Trend als der deutsche Grauburgunder? „Oui“, werden die Franzosen rufen, „natürlich hat unser Pinot Gris die Nase vorn“. „Si, si“, wird die Antwort der Italiener eifrig lauten „unser Pinot Grigio führt natürlich die Hitliste an“. Falsch und richtig zugleich, liebe Nachbarn. Der deutsche Grauburgunder ist tatsächlich ein heimisches Gewächs, das allerdings vor noch nicht allzu langer Zeit den Namen gewechselt hat und somit Raum für Interpretationen offenlässt. Der genetische Ursprung dürfte zugegeben in Norditalien liegen, allerdings beanspruchen ihn sowohl die Franzosen als auch die Österreicher für sich. In Deutschland ist diese Rebsorte jedenfalls schon lange unter der Bezeichnung „Ruländer“ bekannt gewesen. Namensgeber dafür war der Weinhändler und Apotheker Johann Ruland, der sein Kontor in Speyer hatte und als Wiederentdecker der Rebsorte gilt. Er fand 1711 ein paar verwilderte Rebstöcke der völlig in Vergessenheit geratenen Sorte und kultivierte sie erneut. Seitdem und bis heute wird der deutsche Grauburgunder vor allem in Baden angebaut. Er hat aber auch in der Pfalz und in Rheinhessen sowie in Sachsen und an der Hessischen Bergstraße seinen Platz und seine wirtschaftliche Bedeutung. Die nimmt angesichts der internationalen Beliebtheit übrigens ständig zu. Wer Trauben der Rebsorte Grauburger im Weinberg sieht, der könnte übrigens auf den ersten Blick meinen, es handele sich um eine rote Sorte. Tatsächlich ist es aber nur die Schale, die einen rötlichen bis bräunlich-grauen Ton aufweist.
Eine Rebsorte für alle Anlässe
Interessant ist, dass ein und dieselbe Rebsorte heute unter zwei Bezeichnungen auf dem Markt ist. Als „Grauburgunder“ werden dabei Weine vermarktet, wie eine moderne internationale Fangemeinde sie schätzt und wie sie mittlerweile auch im großen Stil in Neuseeland und Australien an- und ausgebaut werden. Diese Tropfen sind gradlinig, trocken und leicht zu trinken. Sie sind solo ein Genuss, passen sich aber auch ganz unkompliziert unterschiedlichsten Speisen an. Natürlich kann man Grauburgunder das ganze Jahr über trinken, er schmeckt aber besonders gut im Frühling und im Sommer. Wann auch immer er ins Glas kommt, er sollte zwischen acht und 14 Grad Celsius kühl sein. Als ideale Temperatur für deutschen Grauburgunder wird fast immer die Marke von zehn Grad Celsius empfohlen.
Wer sich für einen „Ruländer“ entscheidet, der wird eine gehaltvollere Variante der Rebsorte im Glas haben, die sich etwas weniger trocken präsentiert. Ein Ruländer ist ein Wein, der nicht nur die Geschmacksknospen, sondern auch die Nase anspricht. Er duftet intensiv nach Obst, nach Ananas, getrockneten Früchten und Zitrusarten. Zumindest in der Nase überrascht er so mit einer gewissen Süße. Im Glas ist der Ruländer dann gehaltvoll, sanft fruchtig mit Anklängen an Äpfeln und Birnen, Ananas und Rosinen. Neben einem Hauch von Zitrusfrucht und Kokos können geübte Weinkenner oft auch eine buttrige Note sowie Haselnuss und Mandeln herausschmecken. Appetitlich ist auch die Farbe, die von einem angenehmen Goldgelb bis – bei sehr guten Weinen – fast zu einem bräunlichen Ton reicht.
Bei Tisch ein guter Begleiter
Was isst und trinkt man, wenn der Grauburgunder oder der Ruländer nicht für sich allein genossen werden sollen? Wie schon erwähnt, passen zum Grauburgunder so gut wie alle leichten Sommerspeisen. Der Ruländer präsentiert sich zu jungem Wild, zu Lamm, zu kräftig schmeckendem Fisch und zu einer Käseplatte mit weichen Sorten von seiner besten Seite. Wer gern mal ungewöhnlich kombiniert, der kann einen Ruländer, aber sogar auch den deutschen Grauburgunder, als Dessertwein reichen. Das passt vor allem dann gut, wenn die Nachspeise mit Marzipan, Honig oder weißer Schokolade zubereitet worden ist.